Toter und fast 50 Verletzte bei russischem Angriff auf Ukraine

(Reuters) – Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben die Städte Charkiw und Dnipro mit Schwärmen von Drohnen angegriffen.

Mindestens ein Mensch sei bei dem Angriff am späten Dienstagabend getötet und fast 50 seien verletzt worden, teilten die Behörden am Mittwoch mit. In Charkiw gebe es mindestens 45 Verletzte, darunter zwei Kinder und eine schwangere Frau, erklärte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synjehubow. Charkiw ist nach der Hauptstadt Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine und liegt nahe der Grenze zu Russland. Heute leben dort etwa 1,2 Millionen Menschen – vor dem Krieg waren es fast zwei Millionen. Seit Beginn der großangelegten russischen Invasion am 24. Februar 2022 wird Charkiw immer wieder von den russischen Truppen mit Drohnen und Raketen beschossen.

Mehrere Viertel von Charkiw seien in aufeinanderfolgenden Wellen attackiert worden, teilte der Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram mit. “Es gab 16 Angriffe auf Charkiw”, schrieb Terechow. “Ein Hochhaus wurde getroffen, ebenso Privathäuser, eine medizinische Einrichtung und zivile Infrastruktur.”

In Dnipro, das im Südosten der Ukraine liegt, sei ein 53-jähriger Mann bei dem Beschuss ums Leben gekommen, erklärte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, auf Telegram. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden. “Eine schwere Nacht für Dnipro”, schrieb Lyssak. “Privathäuser wurden beschädigt.” In der Nacht zu Mittwoch seien neun russische Drohnen über der Region abgefangen worden.

Das ganze Ausmaß der russischen Angriffe war zunächst nicht klar. Zudem meldeten staatliche russische Nachrichten unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau, es seien in der Nacht 34 ukrainische Drohnen abgefangen worden. Beide Seiten werfen einander vor, die Zivilbevölkerung anzugreifen und bestreiten jeweils, es selbst zu tun.

600 NORDKOREANISCHE SOLDATEN GETÖTET

Die russischen Streitkräfte werden seit Monaten von nordkoreanischen Soldaten unterstützt. Die Ukraine und westliche Staaten haben das schon vor längerem erklärt, Russland und Nordkorea Anfang der Woche bestätigt. Etwa 600 nordkoreanische Soldaten sollen nach Angaben südkoreanischer Abgeordneter im Krieg getötet worden sein. Die Parlamentarier berufen sich auf den Geheimdienst ihres Landes. Insgesamt gebe es 4700 Opfer unter den 15.000 Soldaten aus Nordkorea – Verletzte und Tote. “Nach sechs Monaten Kriegsteilnahme ist das nordkoreanische Militär nicht mehr so unfähig und seine Kampfkraft hat sich deutlich verbessert, da es sich an den Einsatz neuer Waffen wie Drohnen gewöhnt hat”, sagte Lee Seong Kweun, Mitglied im Geheimdienstausschuss des Parlaments in Seoul.

Die USA drängten Russland und die Ukraine abermals zu einer Vereinbarung zur Beendigung des Krieges. Beide Seiten sollten nun konkrete Vorschläge vorlegen, sagte US-Außenminister Marco Rubio. Anderenfalls würden die USA ihre Rolle als Vermittler aufgeben, drohte der Republikaner erneut. Am Dienstag erklärte US-Präsident Donald Trump, er glaube, dass der russische Präsident Wladimir Putin trotz der jüngsten massiven Angriffe auf die Ukraine den Krieg beenden wolle. Auf die Frage, ob Putin seiner Meinung nach Frieden schließen wolle, antwortete Trump in ABC News: “Ich denke schon.” Trump fügte hinzu: “Wenn ich nicht wäre, würde er, glaube ich, das ganze Land übernehmen wollen. Ich sage Ihnen, ich war nicht glücklich, als ich sah, wie Putin Raketen auf einige Städte abfeuerte.”

(Bericht von: Ron Popeski, Oleksandr Kozhukhar, Lidia Kelly, Ryan Patrick Jones; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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