Amazon mit mauem Cloud-Wachstum – Ausblick optimistisch

Frankfurt (Reuters) – Das Wachstum der wichtigen Cloud-Sparte von Amazon ist zum Jahresauftakt erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Dank eines robusten Online-Handels gab das Unternehmen am Donnerstag allerdings ein überraschend starkes Gesamt-Quartalsergebnis bekannt und übertraf auch beim Ausblick für das laufende Vierteljahr die Prognosen der Analysten. “Wir sind mit dem Start ins Jahr 2025 zufrieden”, sagte Firmenchef Andy Jassy. Die Amazon-Aktie verlor nachbörslich dennoch etwa vier Prozent.

Die Erlöse der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) stiegen um 17 Prozent auf 29,27 Milliarden Dollar. Das war das geringste Plus seit fünf Quartalen. Die entsprechenden Sparten der Rivalen Microsoft und Google konnten im selben Zeitraum jeweils knapp doppelt so stark zulegen.

Das vergleichsweise schwache AWS-Wachstum nährt Zweifel, ob sich die milliardenschweren Investitionen in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) auszahlen werden. Amazon-Chef Jassy hat mehrfach betont, eine rasche Expansion sei notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings verdichten sich Hinweise, dass die Nachfrage nach zusätzlicher Rechenpower wegen der unsicheren Konjunkturaussichten langsamer steigt als erwartet. Der Bank Wells Fargo zufolge hat Amazon Verhandlungen für die Anmietung von Rechenkapazitäten vorübergehend auf Eis gelegt. Das Unternehmen bezeichnete derartige Berichte als branchenübliches Kapazitätsmanagement.

ONLINE-HANDEL HOLT KOHLEN AUS DEM FEUER

Insgesamt machte Amazon im ersten Quartal einen Umsatz von 155,7 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 17,1 Milliarden Dollar. Für das laufende Quartal stellte die US-Firma Erlöse von 159 bis 164 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinn zwischen 13 und 17,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Dies dämpfte die Sorgen vor Einbußen durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollkrieg. Einige chinesische Händler haben sich wegen der Abgaben auf Einfuhren aus China jedoch aus Amazons Online-Marktplatz zurückgezogen. Andere Verkäufer wollen in diesem Jahr nicht an der alljährlichen Rabattaktion “Prime Day” teilnehmen oder dafür nur vereinzelte Produkte zur Verfügung stellen.

Jassy betonte in einer Telefonkonferenz, dass eine Abschwächung der Nachfrage bislang nicht zu beobachten sei. Kunden bestellten verstärkt alltägliche Produkte. Sie machten inzwischen ein Drittel des Geschäfts aus.

(Bericht von Hakan Ersen; unter Mitarbeit von Deborah Sophia und Greg Bensinger. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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