US-Jobmarkt trotz Zollstreit robust: “Goldene Zeiten noch nicht vorbei”

Washington/Berlin (Reuters) – Der US-Arbeitmarkt zeigt sich trotz der Zollankündigungen von Präsident Donald Trump überraschend robust.

Im April kamen 177.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur 130.000 auf dem Radar, nach abwärts revidiert 185.000 (ursprünglich 228.000) im März. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 Prozent. “Die goldenen Zeiten für den US-Arbeitsmarkt sind noch nicht vorbei. Der Job-Motor läuft weiterhin erstaunlich rund”, konstatierte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Die Aussichten auf eine baldige Zinssenkung, zu der Trump die unabhängige Notenbank drängt, schwinden damit: An den Terminmärkten wird die Chance auf eine Lockerung für die übernächste Sitzung im Juni nur noch auf 50:50 taxiert. Und für den anstehenden Zinsentscheid am Mittwoch gilt eine Senkung gar als äußerst unwahrscheinlich. Die überraschend stabilen Arbeitsmarktdaten folgen auf die jüngste Hiobsbotschaft aus der Wirtschaft: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war von Januar bis März und damit in den ersten Monaten der Amtszeit Trumps geschrumpft – und zwar um aufs Jahr hochgerechnet 0,3 Prozent. Ende 2024 war noch ein Plus von 2,4 Prozent erreicht worden.

Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank verwies darauf, dass es sich beim US-Arbeitsmarktbericht nur um eine Momentaufnahme handelt. Die bereits verhängten Zölle würden den privaten Konsum dämpfen. Darunter werde die Bereitschaft zu Einstellungen im Dienstleistungssektor leiden. Gleichzeitig nehme die Investitionsbereitschaft im verarbeitenden Gewerbe ab, wie Umfragen der regionalen Fed-Ableger zeigten: “Auch dies wird auf den US-Jobmarkt abfärben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten deutlichere wirtschaftliche Bremsspuren zeigen wird.”

Aus Sicht von KfW-Chefökonom Dirk Schumacher wird sich die Fed gezwungen sehen, in dem Maße wie sich die Konjunktur weiter abschwächt, die Zinsen weiter zu senken: “Wir erwarten deshalb eine weitere Zinssenkung im Juni”, sagt der Experte.

KEIN EINBRUCH AM ARBEITSMARKT ABSEHBAR

Trump hatte vor einem Monat zahlreichen Handelspartnern pauschale Zölle von 20 Prozent aufgebrummt. Diese wurden kurz danach zwar für 90 Tage auf Eis gelegt. China blieb dabei außen vor. Die Importzölle auf Waren aus der Volksrepublik wurden sogar auf 145 Prozent hochgeschraubt, worauf China mit Gegenzöllen von 125 Prozent auf US-Waren reagierte. Peking zeigte sich zuletzt aber offen für Gespräche über den Konflikt, nachdem die USA diesbezüglich an China herangetreten sind.

“Der Arbeitsmarktbericht für April ist der erste wichtigere Report, der die Zeit nach der Verhängung massiver Zölle am 2. April abdeckt. Allerdings beziehen sich die Daten auf die Woche beziehungsweise die Gehaltsperiode um den 12. April”, erläutert Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Insofern spiegele der Report die Auswirkungen der Zölle allenfalls bruchstückhaft wider: “Bisher ist jedenfalls kein Einbruch am Arbeitsmarkt sichtbar.”

(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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