Xi sucht Schulterschluss mit Putin und beschwört “eiserne” Freundschaft

Moskau (Reuters) – China sucht in Zeiten des Zollkriegs mit den USA einen noch engeren Schulterschluss mit Russland.

Präsident Xi Jinping, dessen Land derzeit in einen Handelskonflikt mit den USA verwickelt ist, sagte nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin in Moskau, China und Russland sollten die Grundlagen ihrer Zusammenarbeit festigen und “externe Einmischung beseitigen”. Zugleich beschwor er am Donnerstag die “eiserne” Freundschaft zwischen beiden Ländern. Sie hätten bereits hunderte Feuerproben bestanden, sagte er zu Putin.

Beide Politiker versprachen, die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene zu heben und dem Einfluss der Vereinigten Staaten “entschlossen” entgegenzutreten. Bei den Gesprächen im Kreml präsentierten sich Putin und Xi als Verteidiger einer neuen Weltordnung, die nicht mehr von den USA dominiert wird.

Anlass von Xis Aufenthalt in der russischen Hauptstadt sind die am Freitag geplanten Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. Angesichts der Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland infolge von dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind Russland und China in den vergangenen Jahren enger zusammengerückt. Die Volksrepublik ist ein wichtiger Abnehmer russischer Rohstoffe und verkauft im Gegenzug zunehmend Technologieprodukte an ihr nördliches Nachbarland.

China kann zugleich viele Waren wegen hoher Handelshürden mittlerweile nicht mehr in den USA absetzen: Im April hat US-Präsident Donald Trump die Zölle auf chinesische Waren bis auf 145 Prozent hochgeschraubt, worauf China mit Zöllen von 125 Prozent auf US-Waren reagierte.

In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich Putin und Xi zu einer Vertiefung der bilateralen Beziehungen in allen Bereichen, einschließlich der militärischen Bindungen. Sie wollten die Zusammenarbeit intensivieren, um Washingtons Kurs der “doppelten Eindämmung” gegenüber Russland und China entschieden entgegenzutreten.

GEMEINSAME SICHTWEISE IM UKRAINE-KONFLIKT

Beide Länder erklärten, der Ukraine-Konflikt könne nur durch die Beseitigung seiner “Grundursachen” gelöst werden. Dies ist eine Formel, die Russland oft verwendet, um die Invasion der Ukraine als präventive Maßnahme zu rechtfertigen, mit der ein Nato-Beitritt des Landes verhindert werden sollte. Die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten sehen darin einen Vorwand für eine Landnahme im imperialistischen Stil.

Russland will die Beziehungen zu Washington, die aufgrund des Ukraine-Konflikts auf einen Tiefpunkt nach dem Kalten Krieg gesunken sind, verbessern und sieht Potenzial für lukrative Geschäftsabschlüsse. Die von den USA angestoßenen Gespräche für eine Friedenslösung im Ukraine-Konflikt liefen jedoch ins Leere. US-Präsident Trump drohte mit einem Rückzug aus den Friedensbemühungen, wenn es keine klaren Fortschritte gebe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Xi in der Vergangenheit gedrängt, Putin zu einem Kriegsende zu bewegen.

(erichterstattung von Dmitry Antonov in den Redaktionen Moskau, Kiew und Peking sowie Maxim Rodionov, Filipp Lebedev und Alexander Marrow in London, bearbeitet von Reinhard Becker; Redigiert von Hans Busemann)

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