Washington (Reuters) – US-Präsident Donald Trump will die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA per Erlass deutlich senken.
Damit will er erreichen, dass die Preise in den Vereinigten Staaten an die Preise in anderen Ländern angeglichen werden. Mitarbeiter des Weißen Hauses sagten am Montag, die Regierung werde den Arzneimittelherstellern in den kommenden 30 Tagen Preisziele vorgeben und weitere Maßnahmen zur Preissenkung ergreifen, wenn diese Unternehmen nicht innerhalb von sechs Monaten nach Unterzeichnung der Anordnung “erhebliche Fortschritte” bei der Erreichung dieser Ziele machen. Konkrete Ziele wurden nicht genannt.
Trump hatte am Montag zuvor auf seiner Plattform Truth Social in Großbuchstaben geschrieben: “Die Medikamentenpreise werden um 59 Prozent gesenkt.” Später schrieb er, die Preise könnten um bis zu 90 Prozent sinken. Die Ankündigung folgt auf seine Äußerungen vom Sonntag in den sozialen Medien, dass er ein Dekret zur Anwendung der Meistbegünstigungsklausel (Most Favored Nation’s Policy) unterzeichnen werde. Die US-Medikamentenpreise lägen derzeit 30 bis 80 Prozent über denen anderer wohlhabender Länder.
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin hielt sich zu den möglichen Folgen der Pläne bedeckt: “Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, wie die Ankündigung zu den US-Arzneimittelpreisen umgesetzt werden und wie diese sich auswirken”, sagte er. In Deutschland spiele die Nutzenbewertung eine entscheidende Rolle bei den Arzneimittel-Preisverhandlungen zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und Pharmaindustrie.
In den USA zahlen Patienten die höchsten Preise für verschreibungspflichtige Medikamente, oft fast dreimal so viel wie andere Industrieländer. Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit versucht, die USA mit anderen Ländern in Einklang zu bringen, wurde aber von den Gerichten blockiert. Anders als in den meisten Ländern, die Medikamentenpreise mit den Arzneimittelherstellern aushandeln, verlassen sich die USA bei der Preisfestsetzung vor allem auf private Pharmacy Benefit Manager. Zwar ermöglichte es der Inflation Reduction Act von Trumps Vorgänger Joe Biden der Regierung, die Preise für die teuersten Arzneien auszuhandeln. Dennoch waren die Preise für zehn verschreibungspflichtige Medikamente im Schnitt mehr als doppelt so hoch und in einigen Fällen sogar fünfmal so hoch wie in vier anderen Ländern mit hohem Einkommen.
Weltweit standen nach Trumps Ankündigung Pharmawerte an den Börsen unter Druck. In Europa verloren Roche und Novo Nordisk – der Hersteller der Abnehmspritze Wegovy – mehr als drei Prozent an Wert, Novartis 2,6 Prozent und GSK zwei Prozent. In den USA gaben die Anteile von Eli Lilly, Gilead Sciences, Amgen und dem US-Konzern Merck & Co vorbörslich zwischen zwei und vier Prozent nach.
(Bericht von Susan Heavey und Steve Holland, Mitarbeit von Patricia Weiß, Paul Arnold und Andreas Rinke. Redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)