Bauindustrie erwartet 2025 Umsatzminus – Lobby: “bauen, bauen, bauen”

Berlin (Reuters) – Die deutsche Bauindustrie rechnet erst im nächsten Jahr mit spürbarem Rückenwind durch die Investitionspläne der neuen Bundesregierung.

2025 werde der Umsatz preisbereinigt noch um 1,0 Prozent sinken, sagte Präsident Peter Hübner vom Verband HDB am Dienstag in Berlin. Damit ist die Branche immerhin etwas optimistischer als zu Jahresanfang, als noch ein Minus von 1,5 Prozent befürchtet wurde. Für 2026 habe man noch keine konkrete Umsatzprognose – aber plus zwei Prozent sollten es sicher sein, schätzte Hübner. “Wenn das alles so läuft, muss da einfach auch was bei rauskommen – sonst haben wir alle unsere Hausaufgaben nicht gemacht”, betonte der HDB-Chef mit Blick auf die Pläne der Koalition für mehr Ausgaben zugunsten der maroden Infrastruktur.

Die Koalition von Union und SPD will mit einem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und mit höheren Verteidigungsausgaben die Wirtschaft ankurbeln und für mehr Sicherheit sorgen. “Aber bis die Konjunkturprogramme am Markt ankommen und ihre positive Wirkung entfalten können, dürften noch einige Monate vergehen”, erklärte der HDB. Die zusätzlichen finanziellen Mittel der Regierung dürften sich erst deutlich zeitverzögert in den Konjunkturzahlen widerspiegeln. “Auch im Wohnungsbau kommt es erst sehr langsam zu einer Wiederbelebung.”

BRANCHE SETZT AUF TEMPO – POLITIK SOLL LIEFERN

“Deutschland muss ins Machen kommen”, forderte Hübner. Auch wenn die neue Bundesregierung erst wenige Tage im Amt sei, brauche es jetzt klare Maßnahmen für einen “baupolitischen Aufbruch”, betonte der HDB-Chef. Denn für die Unternehmen zählten am Ende nur konkrete Bauprojekte. “Bauen, bauen, bauen, so hat es Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigt – die Regierung wird sich an diesem Credo messen lassen müssen.”

Für das laufende Jahr ist die Branche allerdings noch skeptisch. Grund hierfür sei etwa die vorläufige Haushaltsführung des Bundes, “wodurch gerade im Bundesfernstraßenbereich seit neun Monaten keine neuen Projekte an den Markt kommen”, erläuterte Hübner. Auch der Jobabbau dürfte vorerst weitergehen. Nach einem Rückgang der Beschäftigten im vorigen Jahr um 11.500 auf 916.000 rechnet der HDB für 2025 mit einem Verlust von 6000 Jobs.

Beim kriselnden Wohnungsbau sieht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) trotz allem einen allmählichen Aufwärtstrend. Im Gesamtjahr 2025 dürfte es hier zwar immer noch einen realen Umsatzrückgang von 4,0 Prozent geben, nach minus sieben Prozent 2024. Die Zahlen seien immer noch katastrophal, sagte Hübner. Der Verband erklärte aber, die Wohnungsbaukredite hätten im vergangenen Jahr wieder deutlich zugelegt. “Der positive Trend setzte sich auch zu Jahresbeginn 2025 fort und könnte ein erstes zaghaftes Zeichen dafür sein, dass die Talsohle im Wohnungsneubau langsam erreicht ist.”

Beim Wirtschaftsbau dürften die Erlöse laut HDB leicht um 0,5 Prozent zulegen, angeschoben durch Impulse beim Tiefbau wie durch neue Stromtrassen und eine Instandsetzung des Schienennetzes. Beim öffentlichen Bau dürfte der reale Umsatz 2025 noch stagnieren, sollte dann aber im nächsten Jahr vom Sondervermögen profitieren.

Einer HDB-Umfrage zufolge rechnen 31 Prozent der Baubetriebe in diesem Jahr noch mit einem Umsatzminus. Dennoch erwarten 60 Prozent, die Zahl der Beschäftigten halten zu können. “Das ist eine Kraftanstrengung und eine unternehmerische Entscheidung, vor der ich nur den Hut ziehen kann”, sagte Hübner.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL4J0CC-VIEWIMAGE