Knot (EZB): Inflationsbild für Juni-Zinsentscheid noch unklar

Amsterdam (Reuters) – Die EZB muss sich aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot erst noch ein klareres Inflationsbild verschaffen, bevor sie im Juni über eine weitere Zinssenkung entscheiden kann.

Letztendlich müsse sich die Europäische Zentralbank (EZB) dabei auf die mittel- bis langfristige Perspektive konzentrieren, für die die Auswirkungen der US-Handelspolitik viel unklarer seien als auf kurze Sicht, sagte Knot am Dienstag zu Journalisten in der niederländischen Notenbank. “Ich kann nicht ausschließen, dass wir im Juni eine weitere Zinssenkung beschließen werden, kann es aber auch nicht bestätigen”, sagte das EZB-Ratsmitglied.

Die Welle neuer US-Zölle hat zu starken Spannungen im weltweiten Handel geführt. Ein Teil der neuen Zölle gegen die EU und China wurde aber inzwischen wieder auf Eis gelegt, um 90 Tage für Verhandlungen zu haben. Das Hin- und Her in der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat erhebliche Unsicherheiten in der Wirtschaft diesseits und jenseits des Atlantiks ausgelöst.

Der nächste Zinsentscheid der Euro-Wächter steht am 5. Juni an. Am Finanzmarkt wird aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen, dass die Euro-Notenbank dann den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte senken wird. Die EZB hat die Zinsen seit Juni 2024 bereits sieben Mal nach unten gesetzt – zuletzt im April. Aktuell liegt der Einlagensatz – der Leitzins im Euroraum – bei 2,25 Prozent. Zu ihrer Zinssitzung im Juni werden die Währungshüter neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der Notenbank-Volkswirte einsehen können. Diese vierteljährlich erstellten Projektionen gelten stets als wichtige Orientierungshilfe für die Notenbanker.

Die Projektionen würden angesichts der US-Zollpolitik verschiedene Szenarien für die Inflation im Euroraum entwerfen, sagte Knot. “Ich erwarte, dass unsere Projektionen eine niedrigere Inflation in diesem und im nächsten Jahr zeigen werden”, ergänzte der Niederländer. “Aber es ist interessanter zu sehen, was nach diesem Zeitraum passieren wird.”

(Bericht von Bart Meijer; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL4J0I5-VIEWIMAGE