Siemens will bei “industrieller KI” führend werden

München (Reuters) – Siemens will bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) für die industrielle Entwicklung und Fertigung führend werden.

Der Münchner Technologiekonzern wolle möglichst schnell ein großes Basismodell für industrielle Anwendungen (“Industrial Foundation Model”) schaffen, sagte Siemens-Technologievorstand Peter Körte am Dienstag am Rande einer von Siemens organisierten KI-Konferenz mit rund 700 Teilnehmern. “Geschwindigkeit ist der Schlüssel. Wir wollen die Ersten sein”, sagte Körte. “Wenn wir es nicht tun, werden es andere machen.”

Die Grundlagen dafür seien gut. “Wir haben die Mittel, wir haben das Netzwerk, aber wir haben auch das Vertrauen unserer Kunden und die Glaubwürdigkeit.” Siemens habe 2000 Patente mit Bezug zu KI erhalten und mehr als 1500 Experten am Bord. Dem “Handelsblatt” (Dienstagausgabe) sagte Körte, Siemens wolle dafür einen dreistelligen Millionenbetrag ausgeben.

Am Rande der Konferenz wandte er sich gegen eine Regulierung der KI in Europa. “Brauchen wir einen ‘AI Act’? Absolut nicht”, sagte Körte. “Wir brauchen nicht mehr Gesetze.” Die Verträge mit den Kunden reichten im industriellen Umfeld völlig aus. “Wenn den Kunden etwas negativ auffällt, dann werden sie uns anrufen.” Europa habe mit seiner starken Industrie bessere Voraussetzungen als die USA, beim industriellen Einsatz von KI eine Vorreiterrolle zu spielen. Mit KI seien Produktivitätsfortschritte von 20 Prozent möglich.

Für den Erfolg entscheidend sei aber der Austausch von Daten zwischen den Siemens-Kunden und dem Konzern. Siemens werde auf entsprechende Vereinbarungen dringen. Nur dann lasse sich die nötige Genauigkeit erreichen, die für diese Anwendungen nötig sei, sagte Körte. Die Ingenieure müssten das Gefühl bekommen, dass die KI sie schneller mache und nicht langsamer – und dass sie zuverlässig sei. Sonst lande die Software schnell wieder im Regal. Die letzte Kontrollinstanz werde stets der Mensch sein. “Wir glauben immer noch, dass es den menschlichen Einfluss geben wird.”

Dass die Kunden auch in Zukunft zögerten, ihre Daten zu teilen, glaubt Körte nicht. Die Daten aus Maschinen seien weniger sensibel als medizinische Daten, bei denen Kliniken und Ärzte zurückhaltend seien. Apple etwa werde vielleicht nicht das Design seines jüngsten iPhone-Modells preisgeben, aber Daten, die den Maschinen beim Lernen helfen könnten.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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