Warschau (Reuters) – Das polnische Militär ist gegen ein Schiff der russischen “Schattenflotte” in der Ostsee vorgegangen.
“Ein russisches Schiff aus der ‘Schattenflotte’, das mit Sanktionen belegt ist, führte verdächtige Manöver in der Nähe des Stromkabels zwischen Polen und Schweden durch”, schrieb Ministerpräsident Donald Tusk am Mittwoch auf X. “Nach dem effektiven Eingreifen unseres Militärs fuhr das Schiff in einen der russischen Häfen.”
Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz erklärte vor Journalisten, dass ein Patrouillenflug das Schiff vertrieben habe und ein Marineschiff zum Ort des Geschehens unterwegs sei. “Dies zeigt, wie gefährlich die Zeiten sind, in denen wir leben, wie ernst die Situation in der Ostsee ist”, sagte Kosiniak-Kamysz. “Seit Schweden und Finnland dem Nordatlantikbündnis (Nato) beigetreten sind, ist die Ostsee zu einem Schlüsselgebiet geworden, wo die meisten Vorfälle auftreten, vor allem solche im Zusammenhang mit Kabelbrüchen und Sabotage.” Dagegen werde Polen und die Nato entschieden vorgehen.
Ein Sprecher des polnischen Netzbetreibers PSE teilte mit, dass das Kabel in Betrieb sei. PSE-Daten zeigten, dass gegen 13.00 Uhr MESZ über 600 Megawatt Strom nach Schweden geflossen sei. Das 600-Megawatt-Unterseekabel verbindet die schwedische Küste nahe Karlshamn mit Ustka in Nordpolen und ermöglicht es beiden Netzen, bei Bedarf auf grenzüberschreitende Lieferungen zurückzugreifen.
Die Nato hat die Sicherheit in der Ostsee verstärkt, nachdem es seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 zu einer Reihe von Vorfällen gekommen war, bei denen Stromkabel, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines beschädigt wurden. Der Begriff “Schattenflotte” bezieht sich auf Schiffe, die Russland nutzt, um Öl, Waffen und Getreide unter Umgehung internationaler Sanktionen zu transportieren.
Die russische Botschaft in Warschau reagierte zunächst nicht auf eine per E-Mail gestellte Anfrage zur Stellungnahme. In der Vergangenheit hat die Regierung in Moskau jegliche Beteiligung an Unterwassersabotage in der Ostsee bestritten und behauptet, der Westen nutze solche Vorwürfe, um die Ölexporte auf dem Seeweg einzuschränken.
(Bericht von Barbara Erling und Marek Strzelecki; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)