Berlin (Reuters) – Kanzler Friedrich Merz hat seine Aussage relativiert, dass in Deutschland mehr gearbeitet werden müsse, damit das Land seinen Wohlstand sichern kann.
“Wir können nicht so ganz pauschal sagen, die Deutschen arbeiten zu wenig”, sagte der CDU-Vorsitzende am Mittwoch in Berlin auf dem Tag der Bauindustrie. Es gebe zwar in der Summe ein zu geringes Arbeitsvolumen. “Aber wir haben in Deutschland Gruppen, vor allen Dingen unter den Jüngeren, die sehr, sehr viel arbeiten”, fügte Merz hinzu. “Wir haben Millionen von Überstunden.” Und in einigen Branchen gebe es “wirklich eine sehr, sehr hohe Arbeitsbelastung”.
Arbeitsbereitschaft und Arbeitszeit gingen jedoch mit zunehmendem Lebensalter zurück. Man müsse aufpassen, dass die Menschen, die noch leistungsfähig seien und arbeiten wollten, auch noch unter vernünftigen Bedingungen arbeiten könnten, mahnte der Kanzler. Er sei sehr gespannt auf die Wirkung der sogenannten Aktivrente, die einen ökonomischen Anreiz schaffen soll, auch noch über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten.
Merz’ Bemerkungen, dass in Deutschland mehr gearbeitet werden müsse und man mit einer Vier-Tage-Woche und dem Schielen auf eine “Work-Life-Balance” keinen Wohlstand sichere, waren auf deutliche Kritik etwa bei den Gewerkschaften gestoßen. Kritiker wiesen auch darauf hin, dass viele Frauen wegen fehlender Kinderbetreuungsangebote nur halbtags arbeiteten.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)