– von Andreas Rinke
Vilnius (Reuters) – Die deutsche Brigade in Litauen ist am Donnerstag offiziell in Dienst gestellt worden. Bundeskanzler Friedrich Merz und Verteidigungsminister Boris Pistorius reisten zum sogenannten Aufstellungsappell nach Vilnius und versicherten dem Nato- und EU-Partner, dass Deutschland sich für die Verteidigung einsetzen werde. “Ich will es an die Adresse der Bevölkerung sagen: Liebe Litauerinnen und Litauer, Sie können sich auf uns, Sie können sich auf Deutschland verlassen”, sagte der Kanzler bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda. Dieser sprach von einem historischen Tag.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind bereits 400 Bundeswehrangehörige der Brigade in Litauen. Bis Jahresende wird die Zahl auf 500, bis Februar 2026 auf 1800 und dann bis Mitte 2026 auf 2000 anwachsen. Der Aufbau soll Ende 2027 mit dann 5000 Bundeswehrangehörigen abgeschlossen sein. Die dauerhafte Stationierung soll dem Nato-Land mehr Sicherheit vor einer möglichen russischen Bedrohung geben. Der Nato-Partner Großbritannien engagiert sich in Estland. Man werde jeden Meter des Nato-Territoriums verteidigen, betonte Merz bei dem Aufstellungsappell, “Wir müssen jederzeit in der Lage sein, uns gegen solche Angriffe verteidigen zu können. Freiheit ist nicht umsonst.”
Die Panzerbrigade “Litauen” setze ein Zeichen für die Geschlossenheit des Bündnisses, sagte Merz weiter. “Wir wissen, dass Sicherheit nicht an unseren Grenzen beginnt. Sie beginnt dort, wo unsere Verbündeten und Partner sie zu verteidigen haben. Deshalb ist die Sicherheit Litauens auch unsere Sicherheit”, sagte der Kanzler. “Der Schutz von Vilnius ist der Schutz von Berlin.”
Der litauische Präsident verwies darauf, dass Truppen aus Russland und Belarus in diesem Jahr wieder Militärübungen vor der litauischen Grenze absolvierten. Sein Land habe sich darauf vorbereitet. Die drei baltischen EU-Länder fühlen sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine besonders bedroht.
Sowohl Nauseda als auch Merz verwiesen darauf, dass es auch eine enge Zusammenarbeit der Rüstungsindustrie gebe. So baut etwa der Rüstungskonzern Rheinmetall eine Munitionsfabrik in Litauen. Das baltische Land habe zudem 44 Leopard-Kampfpanzer bei Rheinmetall bestellt. Deutschland sei der größte ausländische Investor in Litauen und einer der wichtigsten Handelspartner, sagte Nauseda.
Litauens Präsident rief Merz zudem dazu auf, die beachtliche militärische Unterstützung Deutschlands für die Ukraine fortzusetzen. Der Kanzler wehrte eine Frage nach einer möglichen Beteiligung der Bundeswehr an einer Stabilisierungstruppe in der Ukraine im Falle eines Waffenstillstands ab. “Wir müssen uns im Augenblick mit der Frage von stationierten Truppenteilen in der Ukraine nicht beschäftigen”, sagte er und verwies darauf, dass für Wochen, vielleicht Monate keine Friedenslösung in Sicht sei. “Wir leisten hier zunächst einmal einen Beitrag, um die gesamte Ostflanke der Nato zu stärken”, sagte er zu der deutschen Brigade. “Und wir sind natürlich bereit, auch der ukrainischen Armee weitere militärische Hilfe zukommen zu lassen. An finanziellen Mitteln wird es nicht scheitern.”
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)