Sorgen über US-Schulden verderben Dax-Anlegern die Kauflaune

Frankfurt (Reuters) – Die größer werdenden Sorgen über das hohe US-Haushaltsdefizit haben die Rekordjagd im Dax am Donnerstag vorerst gestoppt.

Der deutsche Leitindex verlor ein Prozent auf 23.877 Zähler. Am Mittwoch hatte er zeitweise noch ein Allzeithoch von 24.152,24 Punkten erklommen. Bedenken haben die Investoren vor allem wegen der umstrittenen Steuerpläne von US-Präsident Donald Trump, die Schätzungen zufolge in den nächsten zehn Jahren zu einer zusätzlichen Verschuldung von drei bis fünf Billionen Dollar führen dürften. Trump spiele hier mit dem Feuer, sagte Finanzexperte Francesco Pesole von ING mit Blick auf das US-Defizit.

Die Republikaner stimmten nach einer Nachtsitzung mit ihrer knappen Mehrheit im Repräsentantenhaus dafür, die Gesetzesvorlage zum Steuerpaket im Plenum zur Debatte freizugeben. Sollte die Abgeordnetenkammer die Pläne im Tagesverlauf abnicken, würden sie anschließend in den Senat wandern. Dort würde voraussichtlich eine weitere wochenlange Debatte folgen.

ANLEGER SUCHEN ALTERNATIVEN ZUM DOLLAR

Ökonomen warnen davor, dass der schon jetzt 36,2 Billionen Dollar hohe Schuldenberg der weltgrößten Volkswirtschaft durch Trumps Steuerpläne weiter anwachsen könnte. Am vergangenen Freitag hatte Moody’s als letzte der drei großen amerikanischen Ratingagenturen wegen der Sorgen um die Haushaltslage den Daumen über die USA gesenkt und ihr damit die Top-Bonität entzogen. Als Entschädigung für das hohe Defizit forderten die Anleger höhere Zinsen vom US-Staat, sagte Thomas Altmann von QC Partners. “Und diese Zinsforderung wird um so höher, je länger die Laufzeit der Anleihen ist.” Für 30-jährige Anleihen müssen die USA inzwischen wieder mehr als fünf Prozent bieten. Auch die Renditen deutscher langlaufender Staatsanleihen zogen an. Die Verzinsung der 30-jährigen Bundespapiere kletterte auf ein Zwei-Monatshoch von 3,190 Prozent.

Auf der Suche nach alternativen Anlagen zum Dollar, der aufgrund der Zoll- und Steuerpolitik Trumps deutlich unter die Räder geraten ist, griffen viele Investoren bei Bitcoin zu. Die umsatzstärkste Kryptowährung stieg in der Spitze um 3,3 Prozent auf ein frisches Allzeithoch von 111.862,98 Dollar. Seit Montag hat Bitcoin mehr als sieben Prozent zugelegt. Investoren könnten nun die nächste Schallmauer von 120.000 Dollar ins Auge fassen, prognostizierte Timo Emden von Emden Research. Auch Gold glänzte wieder: Das Edelmetall, das in unsicheren Zeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird, verteuerte sich zeitweise um 0,9 Prozent auf ein Zweiwochenhoch von 3345 Dollar je Feinunze. Der Goldpreis näherte sich damit wieder seinem Ende April markierten Rekordhoch von 3500,05 Dollar je Feinunze.

Neben den umstrittenen US-Steuerplänen sorgten am deutschen Aktienmarkt laut Börsianern auch enttäuschende Konjunkturdaten für einen Dämpfer. Die Wirtschaft im Euroraum ist im Mai überraschend auf Talfahrt gegangen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel auf 49,5 Punkte, nach 50,4 Zählern im April. Der Euro verlor 0,3 Prozent auf 1,1291 Dollar.

BAYER SETZEN SICH AN DAX-SPITZE

Auf der Unternehmensseite rückte im Dax Bayer in den Fokus. Die Aktien gewannen 2,3 Prozent. Bayer darf sein Augenmedikament Eylea in der hochdosierten Variante nun auch in China vermarkten. Die dortige Arzneimittelbehörde gab dem Blockbuster-Medikament grünes Licht zur Behandlung der feuchten altersabhängigen Makula-Degeneration, wie Bayer mitteilte.

Im MDax kamen die Aktien von Freenet ins Straucheln, nachdem der Telekommunikationsanbieter die Anleger mit seinen Quartalszahlen enttäuscht hatte. Die Aktien tauchten um bis zu 16,1 Prozent auf 29,62 Euro ab. Damit steuerten die Titel auf den größten Tagesverlust seit Mai 2022 zu. Insbesondere im Bereich TV und Medien hatten sich Anleger mehr erhofft.

An der Stockholmer Börse machte ein mauer Ausblick Embracer zu schaffen. Die Aktien des schwedischen Videospiele-Entwicklers knickten um 16,6 Prozent ein. Der Anbieter der Spiele-Reihe “Tomb Raider” erwartet für 2025/26 einen Nettoumsatz leicht über Vorjahr. Der operative Gewinn soll weitgehend stagnieren. Die Prognose liege unter dem Konsens, sagte Vincent Edholm, Analyst bei Pareto Securities.

(Bericht von: Daniela Pegna. Mitarbeit: Anika Ross, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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