Berlin (Reuters) – Die Zahl der Neubauwohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr spürbar auf 251.900 gesunken und bestätigt damit die Krise im Wohnungsbau.
Dies waren 42.500 Einheiten oder 14,4 Prozent weniger als 2023, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. “Das war der erste deutliche Rückgang, nachdem die Zahl fertiggestellter Wohnungen in den Jahren 2021 bis 2023 jeweils um 294.000 gelegen hatte.” Der Wohnungsbau kriselt seit längerem – wegen hoher Zinsen und hoher Baukosten. Für viele Investoren lohnt sich das Bauen derzeit kaum.
“In Deutschland wird zu wenig und zu langsam gebaut”, erklärte die neue Bauministerin Verena Hubertz. Zudem seien Genehmigungsverfahren zu kompliziert und langwierig, Baukosten zu hoch und Förderbedingungen zu undurchsichtig. “Wir werden zügig einen Wohnungsbauturbo vorlegen, steuerliche Anreize verbessern und Neubauförderprogramme radikal vereinfachen”, kündigte die SPD-Politikerin an. Erst gut zwei Wochen im Amt wiederholte sie ihr neues Mantra: “Die Bagger müssen wieder rollen, und wir müssen bauen, bauen, bauen – und das zu bezahlbaren Preisen.”
Die alte Ampel-Regierung von SPD, Grünen und FDP hatte sich anfangs vorgenommen, dass jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden sollten. Die neue Koalition von Union und SPD hat sich bewusst kein Ziel gesetzt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland, BID, sieht viel Positives im Koalitionsvertrag. “Wir haben jetzt die Chance, viel für den Wohnungsbau zu erreichen und für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen”, sagte der BID-Vorsitzende Dirk Salewski. “Der Wohnungsbau trug in den letzten Jahrzehnten signifikant zum deutschen Wirtschaftswachstum bei – nutzen wir diese Chance.”
Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen fiel 2024 gegenüber dem Vorjahr um 17,1 Prozent auf 215.300 und war damit deutlich geringer als die Zahl der Fertigstellungen. Dadurch sank auch die als Bauüberhang bezeichnete Zahl bereits genehmigter, aber noch nicht fertiggestellter Wohnungen im zweiten Jahr in Folge – und zwar um 67.000 auf 759.700 Wohnungen zum Jahresende 2024. Diesen Überhang müsse man nun aktivieren, erläuterte Hubertz.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)