Deutsche Maschinenbauer: 75 Prozent spüren Folgen von US-Zollpolitik

Berlin (Reuters) – Die Zollpolitik der USA sorgt für große Verunsicherung auch im Maschinen- und Anlagenbau.

Drei von vier Betrieben berichten, dass die weltweit gestiegene Unsicherheit nach den Zollankündigungen am 2. April einen starken oder sogar sehr starken Einfluss auf das eigene Unternehmen hat, wie am Montag aus einer Umfrage des Branchenverbands VDMA unter 562 Firmen hervorgeht. “Die Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf Einfuhren in die Vereinigten Staaten bereits erhebt und möglicherweise noch erheben will, haben großen Einfluss auf das Geschäft unserer Mitgliedsunternehmen”, sagte VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt. “Aber die weltweite Unsicherheit, die die amerikanische Außenpolitik in diesen Tagen nochmals deutlich verstärkt, wiegt ebenso schwer.” Dies betreffe nicht nur den Handel mit den USA, sondern strahle auch auf andere wichtige Absatzmärkte aus, etwa in Asien und Europa.

Der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) hat die Firmen vom 20. bis 23. Mai befragt. Nicht enthalten sind in den Antworten die jüngsten Entwicklungen. Am Freitag hatte Trump der Europäischen Union mit Warenzöllen von 50 Prozent ab dem 1. Juni gedroht. Nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte der US-Präsident, dass die Zölle für weitere Verhandlungen bis zum 9. Juli ausgesetzt seien.

Von den befragten Unternehmen haben 87 Prozent ein USA-Geschäft. Rund zwei Drittel sind mit eigenem Vertrieb vor Ort, während 55 Prozent direkt aus Europa/Deutschland exportieren und 34 Prozent eine eigene Montage oder Produktion in den Vereinigten Staaten haben. “60 Prozent der Unternehmen schätzen die eigene Wettbewerbsfähigkeit in den USA im Vergleich zu ihren Hauptkonkurrenten derzeit als gut oder sehr gut ein”, erklärte der VDMA. Rund 46 Prozent der Befragten gehen aber davon aus, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werde.

Der Lobby-Verband plädiert für eine Verhandlungslösung zwischen der EU und den USA – ohne hohe Zölle. Kommt es zu keiner Einigung, dürfte die EU Gegenzölle erheben. “Davon wären fast alle Maschinenbauprodukte sowie Stahl und Aluminium betroffen”, warnte der VDMA. Gut die Hälfte der Firmen befürchte negative oder stark negative Folgen für das eigene Geschäft. Keinen Einfluss sehen demnach 36 Prozent, und neun Prozent versprechen sich sogar einen positiven Effekt von Gegenzöllen.

Die VDMA-Mitgliedsunternehmen beobachten die Entwicklungen genau, “ohne in Aktionismus zu verfallen”. Knapp zwei Drittel haben den Angaben zufolge bisher nicht vor, etwas an ihren internationalen Geschäftsaktivitäten zu ändern. Dies planen jedoch 28 Prozent und jedes zehnte Unternehmen ist noch unentschieden.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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