Frankfurt (Reuters) – Daimler-Truck–Chefin Karin Radström hat auf der Hauptversammlung des Lkw-Bauers Rückhalt für ihren Sparkurs im Europa-Geschäft erhalten.
Absatz und Rendite seien bei der europäischen Marke Mercedes-Benz “brutal eingebrochen”, sagte etwa Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger auf dem virtuellen Aktionärstreffen am Dienstag und drängte darauf, den Margenverfall zu stoppen. Die Fondsgesellschaft DWS forderte, mit dem angekündigten Effizienzprogramm “Cost Down Europe” das Ergebnis nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft zu verbessern. “Die konsequente Arbeit an der strukturellen Wettbewerbsfähigkeit bleibt aus unserer Sicht essenziell”, sagte DWS-Experte Hendrik Schmidt. Die Deutsche-Bank-Tochter hält 1,1 Prozent an Daimler Truck.
Auf dem Heimatkontinent war Daimlers operativer Gewinn im vergangenen Jahr um 35 Prozent eingebrochen. Der Marktanteil schrumpfte innerhalb weniger Jahre auf 14 von rund 20 Prozent. Radström will die auf 7,5 Prozent geschrumpfte Marge auf ein Niveau anheben, das die profitabelsten europäischen Rivalen Scania und Volvo schaffen, also auf mehr als zehn Prozent. Die Kosten sollen bei Mercedes-Benz bis 2030 um mehr als eine Milliarde Euro sinken, dazu gehören auch die Personalkosten. Das Unternehmen hat mit dem Betriebsrat vereinbart, tarifliche Leistungen zu kürzen und Stellen sozialverträglich abzubauen. Effizienzgewinne müssten in Einklang gebracht werden mit sozialer Verantwortung und langfristiger industrieller Substanz, sagte DWS-Vertreter Schmidt.
DAIMLER SOLL ANPASSUNGSFÄHIGER WERDEN
Auch Aufsichtsratschef Joe Kaeser betonte, Daimler Truck müsse in Europa widerstandsfähiger werden, um wirtschaftliche Schwächephasen in dem konjunkturabhängigen Nutzfahrzeug-Geschäft besser zu meistern. “Das Unternehmen muss anpassungsfähiger werden an zyklische Entwicklungen”, sagte Kaeser. “Es ist nicht so leicht, dieses Unternehmen auch durch solche Täler zu führen.” Er hatte zu Radströms Antritt als Vorstandschefin im Herbst die Richtung vorgegeben, den Konzern auf das höchste Renditeniveau der Branche zu trimmen. Die Schwedin bekräftigte auf ihrer ersten Hauptversammlung diese Ambition: “Gemeinsam mit meinem Team will ich Daimler Truck zum besten Truck- und Busunternehmen der Welt machen.” Sie will das Wachstum ankurbeln, zum Beispiel mit mehr Service-Geschäft – wie genau, wird auf einem Kapitalmarkttag am 8. Juli vorgestellt.
Ins Schleudern kommt Daimler Truck gerade auch auf seinem größten und profitabelsten Markt USA durch die Zollpolitik von Präsident Donald Trump, die große Unsicherheit in der Wirtschaft dort verursacht. Auch Spediteure zögern mit der Anschaffung neuer Fahrzeuge. Aufgrund geringerer Nachfrage in Nordamerika senkte der Dax-Konzern kürzlich seine Jahresprognose. “Insgesamt rechnen wir 2025 mit einem stabilen Geschäftsverlauf, trotz der derzeitigen Unsicherheiten”, sagte Radström. Das bedeutet einen Umsatzrückgang auf 48 bis 51 Milliarden Euro von 54 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzern-Ebit soll fünf Prozent über oder unter dem Vorjahreswert von 4,7 Milliarden Euro rangieren.
(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)