Dax auf Rekordjagd – Rüstungsrally hält an

Frankfurt (Reuters) – Der Rekordhunger der Dax-Anleger hält an.

Der deutsche Leitindex erklomm am Mittwoch ein Allzeithoch bei 24.325,97 Punkten und übertraf damit seine erst am Dienstag erreichte Bestmarke um ein paar weitere Punkte. “Die Dynamik erzeugt eine Sogwirkung, in der Anleger reflexartig auf steigende Kurse aufspringen, um Gewinne nicht zu verpassen”, sagte Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Investoren traten gegen Mittag aber wieder etwas auf die Bremse: Der deutsche Leitindex stand 0,3 Prozent tiefer bei 24.153 Zählern. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 5394 Punkte.

Seit Monatsbeginn hat der Dax 7,7 Prozent gewonnen. Anleger zeigten sich zuletzt erleichtert, da sich die USA und die EU nun doch wieder bis zum 9. Juli Zeit nehmen wollen, um einen Kompromiss im Handelsstreit zu finden. Die Party auf dem Frankfurter Börsenparkett sei wohl noch lange nicht vorbei, sagten die Strategen von IG Markets. Der Schock über die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zollerhöhungen auf Waren aus der Europäischen Union sei schnell verdaut worden. Der steile Anstieg an den Börsen berge aber auch die Gefahr, dass zu viele Anleger zu Kursen einsteigen, die sich im Nachhinein als zu hoch herausstellen könnten, warnte Stanzl. Unterdessen setzte sich die Flaute auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland auch im Mai fort. Der Euro stagnierte bei 1,1331 Dollar.

NVIDIA UND SALESFORCE UND FED-PROTOKOLLE IM BLICK

Marktteilnehmer warteten auch auf Zahlen großer US-Tech-Konzerne, allen voran Nvidia und SAP-Rivale Salesforce. “Ein positiver Quartalsbericht von Nvidia könnte heute die Risikobereitschaft weiter stützen und das Momentum aufrechterhalten”, sagte Stanzl. Beim weltgrößten Anbieter von KI-Prozessoren stehen mögliche Belastungen durch die US-Zollpolitik und durch die Verschärfung des Export-Embargos gegen China im Mittelpunkt. Bei Salesforce hoffen Anleger nach einem zuletzt zurückhaltenden Ausblick auf positivere Signale.

Die US-Notenbank legt zudem am Abend die Protokolle ihrer jüngsten Zinssitzung vor. Experten erhoffen sich von den Mitschriften der internen Diskussionen der Währungshüter Aufschluss über den weiteren geldpolitischen Kurs. Die Erwartung sinkender US-Leitzinsen sei angesichts der Sorgen wegen der US-Zollpolitik von Donald Trump immer schwächer geworden, fassten die Analysten der Helaba zusammen. “Auch den Anhängern des US-Präsidenten dämmert langsam, dass die höheren Zölle von irgendjemandem bezahlt werden müssen.”

RÜSTUNGS-INDEX AUF REKORDHOCH

Rüstungswerte setzten ihre Rally fort. Der europäische Sektorindex sprang um mehr als ein Prozent auf ein frisches Rekordhoch. Rheinmetall stiegen um 1,7 Prozent, Renk kletterten um 5,9 Prozent. Hensoldt standen trotz Dividendenabschlags 6,4 Prozent höher. Anleger setzen auf eine anhaltende Nachfrage für den Sektor, unter anderem da eine Waffenruhe im Russland-Ukraine-Krieg weiter nicht in Sichtweite ist. Bundeskanzler Friedrich Merz empfängt am Mittag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin.

Im Nebenwerteindex MDax gewannen die Aktien des Gewerbeimmobilieninvestors Aroundtown nach Vorlage der Quartalszahlen rund drei Prozent. Die wichtige Rentabilitätskennziffer FFO (Funds from Operations) sei weitgehend stabil geblieben. Der Ausblick für 2025 sei bestätigt worden, sagten die Analysten von Jefferies.

Auch der britische Baumarkthändler Kingfisher hielt an seinen Jahreszielen fest, was den Anlegern aber nicht ausreichte. Das Ausbleiben einer Prognoseanhebung für den Vorsteuergewinn könne etwas enttäuschen, urteilten die Analysten von JP Morgan. Die Aktien verloren in der Spitze 5,4 Prozent und waren damit der größte Verlierer im Londoner Auswahlindex FTSE.

Aktien von RWE standen 0,3 Prozent im Plus. Die Klima-Klage eines peruanischen Landwirts gegen den Energiekonzern ist vor dem Oberlandesgericht (OLG) Hamm gescheitert.

(Bericht von Anika Ross. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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