Berlin (Reuters) – Die deutschen Exporteure wollen im Zollkonflikt mit den USA keinen Deal um jeden Preis.
“Unsere Interessen müssen in einem Abkommen mit den USA abgebildet werden”, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Dienstag in Berlin. “Wir brauchen einen fairen Deal für das gesamte Europa. Es darf nicht um jeden Preis abgeschlossen werden.” Deswegen sei ein geeintes Europa notwendig, das mit einer starken Stimme verhandele.
Dazu müsse der europäischen Binnenmarkt gestärkt werden. “Nicht nur um unsere Verhandlungsposition zu verbessern, sondern auch um mögliche Zölle wirtschaftlich abfedern zu können”, sagte Jandura. Regulatorische und andere Handelsbarrieren müssten fallen. Auch müssten die Grenzen innerhalb Europas offenbleiben. “Und Europa muss noch stärker auf weitere Partner zugehen und neue Handelsabkommen schließen oder bestehende überarbeiten”, forderte Jandura.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor den globalen Handelskonflikt mit wichtigen Partnerländern erneut verschärft. Er kündigte umfassende Zölle gegen enge Verbündete wie Japan und Südkorea sowie zwölf weitere Staaten an. Auf alle Waren aus Japan und Südkorea soll ab dem 1. August ein Zoll von 25 Prozent erhoben werden. Die Europäische Union ist von den neuen Zöllen vorerst nicht betroffen. Einem Sprecher der EU-Kommission zufolge strebt Brüssel weiterhin eine eigene Handelsvereinbarung mit Washington an. Nach Einschätzung eines hochrangigen EU-Parlamentariers muss sich die EU aber darauf einstellen, dass die neuen Basiszölle der USA in Höhe von zehn Prozent nicht mehr verschwinden werden.
Die Zollpolitik hinterlässt bereits deutliche Spuren bei den deutschen Exporten. Die US-Exporte brachen im Mai um 7,7 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro ein – den niedrigsten Wert seit März 2022. “Die Situation im Außenhandel ist dramatisch und droht sich weiter zu verschärfen”, sagte BGA-Präsident Jandura dazu. “Die Folgen der Trump’schen Zollpolitik werden damit immer deutlicher.”
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)