Trumps Zollpolitik lähmt Anleger in Europa

Frankfurt (Reuters) – Das Hin und Her im Zollstreit mit den USA hat die Kauflaune der Anleger in Europa gedämpft.

Nach einem schwungvollen Wochenstart legte der Dax am Dienstag 0,3 Prozent auf 24.135 Punkte zu. Der EuroStoxx50 lag weitgehend stabil bei 5340 Zählern. “Heute Morgen gibt es für die Europäische Union eine gute, aber auch eine schlechte Nachricht”, konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Positiv wertete er, dass die Zoll-Pause bis August verlängert wurde. Negativ sei dagegen, dass bis zum 1. August auch die sektoralen Zölle gegen Autos, Autoteile, Aluminium und Stahl fortbestehen würden.

“Die jüngste Entwicklung ist auch deshalb kein Grund zu großer Freude, weil sich die EU bislang nicht gegen die hohen, bereits wirkenden Zölle in den Verhandlungen durchsetzen konnte.” Trump unterzeichnete eine Durchführungsverordnung, mit der der Termin für das Inkrafttreten der “gegenseitigen” Zölle vom 9. Juli auf den 1. August verschoben wurde. Zugleich sagte er, dass die Frist nicht hundertprozentig verbindlich sei und bei Vorschlägen der Länder eine Verlängerung denkbar.

Zudem schickte Trump zum Wochenanfang Briefe an 14 Länder, darunter auch wichtige Lieferanten wie Japan und Südkorea. Darin kündigte er deutlich höhere Zölle auf Importe in die USA ab dem 1. August an. Die Europäische Union ist von den neuen Zöllen vorerst nicht betroffen. Einem Sprecher der EU-Kommission zufolge strebt Brüssel weiterhin eine eigene Handelsvereinbarung mit Washington an. Nach Einschätzung eines hochrangigen EU-Parlamentariers muss sich die EU aber darauf einstellen, dass die neuen Basiszölle der USA in Höhe von zehn Prozent nicht mehr verschwinden werden.

“Es besteht weiterhin Unsicherheit darüber, was mit Trumps Handelszöllen passiert”, sagte Fiona Cincotta, Analystin bei City Index. “Dies gibt den Anlegern keinen Anreiz, sich wirklich für die eine oder andere Richtung zu entscheiden, bis sie mehr Informationen haben. Trumps Verhandlungsbereitschaft sei jedoch positiv zu werten. Trump hatte im April einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen, der die Finanzmärkte erschütterte.

ZOLLPOLITIK BELASTET

Der Zoll-Streit ließ unterdessen deutsche Exporte in die Vereinigten Staaten im Mai um 7,7 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro einbrechen – den niedrigsten Wert seit mehr als drei Jahren. Wegen der von Trump signalisierten höheren Zölle hatten viele amerikanische Kunden ihre Importe auf Februar und März vorgezogen, um Preiserhöhungen zu vermeiden. Nun fehlt diese Nachfrage. “Die US-Handelspolitik drückt die deutschen Ausfuhren weiter in den Keller”, sagte der Außenhandelschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier.

Bei den Einzelwerten profitierte unterdessen Daimler Truck von einem Aktienrückkaufprogramm. Die Titel des Lkw-Herstellers zogen mehr als ein Prozent an. Der Konzern hatte am Montagabend mitgeteilt, beginnend im zweiten Halbjahr werde er über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren eigene Aktien im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro erwerben. “Das ist natürlich positiv, aber einige haben sogar auf einen höheren Rückkauf gehofft”, sagte ein Händler.

Auch Sportwagenbauer Porsche konnte anfängliche Verluste wieder wettmachen und gut ein Prozent zulegen. Schwächen in China und auf dem deutschen Heimatmarkt haben den Absatz des Sportwagenbauers im ersten Halbjahr gebremst. In Nordamerika mit dem Hauptmarkt USA, auf dem Porsche als reiner Importeur von den gestiegenen Einfuhrzöllen getroffen wird, erzielte der Autobauer dagegen den besten Wert eines ersten Halbjahres. Porsche hatte vor Inkrafttreten des 25-prozentigen Zollaufschlags im April vermehrt Fahrzeuge in die USA geliefert und die Preise dort trotz des Zolls nicht angehoben.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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