Berlin (Reuters) – Die Europäische Union muss sich nach Einschätzung eines hochrangigen EU-Parlamentariers darauf einstellen, dass die neuen Basiszölle der USA in Höhe von zehn Prozent nicht mehr weggehen werden.
Die USA bräuchten sie angesichts der geplanten Steuersenkungen im eigenen Land als zusätzliche Einnahmequelle, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für internationalen Handel im Europäischen Parlament, Bernd Lange, am Dienstag zu Journalisten. Ziel der Europäischen Union müsse es vor allem sein, die noch höheren Sonderzölle für bestimmte Branchen wie die Auto-, Stahl- und Aluminiumindustrie wegzuverhandeln. “Die Sektoren müssen weg.” Angesichts der Drohungen von US-Präsident Donald Trump seien auch Sonderzölle für die Pharmabranche absehbar.
Deutschland als größte Handelsnation in Europa exportiert vor allem Autos, Maschinen und Pharmaprodukte in die USA. Die neuen US-Zölle von Trump kosten die europäische Industrie Lange zufolge jeden Tag viel Geld. Es brauche daher eine schnelle Rahmenvereinbarung. Die neuen Zölle sollen ab Anfang August greifen, drei Wochen später als zunächst geplant. Dies sei nicht nur gut, lasse zwar Zeit für weitere Gespräche, koste die Industrie aber auch Geld.
Trump hat an wichtige Handelspartner Briefe verschickt und darin teilweise schon neue Sonderzölle verkündet. Ab dem 1. August sollen beispielsweise Aufschläge in Höhe von 25 Prozent auf US-Einfuhren aus Japan und Südkorea erhoben werden. Lange sagte, die im Internet veröffentlichten Briefe hätten keinen rechtlichen Status, seien undiplomatisch und unfreundlich formuliert. “Wie die geschrieben sind, ist wirklich unterirdisch.”
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)