Scharfe Kritik an aufgestockter Unicredit-Beteiligung an Commerzbank

Berlin/Frankfurt (Reuters) – Die deutlich aufgestockte Beteiligung der italienischen Unicredit an der Commerzbank ist in Deutschland auf scharfe Kritik gestoßen.

Die Bundesregierung sprach am Mittwoch von einem unfreundlichen und erneut nicht abgestimmten Vorgehen der Mailänder. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank, Sascha Uebel, erklärte, die höhere Beteiligung ändere nichts und verstärke höchstens den Widerstand gegen ein mögliches Übernahmeangebot.

Unicredit hatte am Dienstagabend mitgeteilt, nun größter Aktionär der Commerzbank zu sein. Nach Erhalt aller Genehmigungen habe man die zuvor erworbenen Derivate in Commerzbank-Aktien getauscht und halte jetzt rund 20 Prozent der Anteile und Stimmrechte – doppelt so viel wie bisher. Die Mutter der Münchner HypoVereinsbank (HVB) hat über Derivate Zugriff auf weitere neun Prozent an der Commerzbank. Auch diese wolle man “zu gegebener Zeit” in Aktien wandeln, hieß es.

Bisher war der Bund mit zwölf Prozent größter Aktionär der Commerzbank. Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagte in Berlin, der Bund wolle sich nicht von seinen Anteilen trennen. Das Vorgehen der Unicredit habe die Regierung zur Kenntnis genommen. “Die Position der Bundesregierung ist unverändert: Sie lehnt das erneut unabgestimmte und unfreundliche Vorgehen der Unicredit ab.” Die Staatsbeteiligung geht auf die globale Finanzkrise von 2008/09 zurück. Die Regierung unterstütze die Strategie der Eigenständigkeit der Commerzbank. “Das hat der Bund auch gegenüber der Unicredit sehr deutlich gemacht. Der Bund wird seine Beteiligung daher nicht veräußern.”

Commerzbank-Aufsichtsrat und Arbeitnehmervertreter Uebel sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Schritt der Unicredit sei erwartbar gewesen. “Wir wären schlecht vorbereitet gewesen, wenn wir diese Möglichkeit nicht auf dem Schirm gehabt hätten. An meiner Meinung ändert das nichts, außer dass ich vielleicht noch etwas sturer als letzte Woche bin.”

KEIN WIDERSTAND VON BEHÖRDEN MACHT UNICREDIT MUT

Unicredit strebt eine Übernahme des Frankfurter Geldhauses an. Eine Zusammenlegung mit der Münchner HVB wäre dann denkbar. Dabei würden vermutlich zehntausende Jobs verloren gehen. Das hat Gewerkschaften und auch Politik alarmiert.

Das Bundeskartellamt würde dagegen Unicredit keine Steine in den Weg legen. “Wir sehen da in wettbewerblicher Hinsicht keine Probleme”, sagte Behördenchef Andreas Mundt in Bonn. “Ich sehe nicht, dass wir es – wenn es zu einer Folgeentscheidung käme – anders sehen würden.” Das Kartellamt hatte der UniCredit im April grünes Licht für den Einstieg bei der Commerzbank gegeben. Die Italiener waren damals mit rund 9,5 Prozent zweitgrößter Aktionär des Frankfurter Geldhauses – und verfügten über Finanzinstrumente für einen Zugriff auf weitere 18,5 Prozent.

Regierungssprecher Stefan Kornelius sagte, Unicredit habe weiterhin nicht die Schwelle erreicht oder überschritten, ab der ein Übernahmeangebot an alle übrigen Eigentümer der Commerzbank gemacht werden müsste. Diese Schwelle liegt bei 30 Prozent. In einem Schreiben der Italiener an die Bundesregierung sei zuletzt auch keine entsprechende Absicht geäußert worden, so Kornelius.

Die neue Bundesregierung hatte sich mehrfach hinter das Management der Frankfurter Bank gestellt, das die Unabhängigkeit bewahren will. Die Genehmigungen – unter anderem von der Europäischen Zentralbank, der US-Notenbank und dem Bundeskartellamt – zeigten, dass der Ansatz und das Vorgehen von Unicredit angemessen seien, betonten die Italiener.

(Bericht von Christian Krämer, Matthias Inverardi, Alexander Hübner und Tom Sims, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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