Nagel: EZB sollte in Zeiten erhöhter Unsicherheit umsichtig handeln

Berlin (Reuters) – Angesichts der in Zeiten des Handelskonflikts herrschenden Unsicherheit plädiert Bundesbankchef Joachim Nagel für Wachsamkeit an der Zinsfront.

“Unter den gegenwärtigen Umständen ist der EZB-Rat gut beraten, umsichtig zu handeln und datenbasierte Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung zu treffen”, sagte er am Mittwoch in Tübingen laut Redemanuskript. Da im Handelskonflikt bisher keine Einigung erzielt worden sei, bleibe die Unsicherheit vorerst bestehen.

“Wir können davon ausgehen, dass die erhöhte Unsicherheit nicht so schnell verschwinden wird”, sagte der Bundesbankchef. Auch die nach wie vor hohe Inflation im Dienstleistungssektor gebe weiterhin Anlass zur Vorsicht. Erfreulicherweise habe sie sich in den vergangenen Monaten schon deutlich abgeschwächt: “Die jüngsten Daten zur Lohnentwicklung lassen zudem erwarten, dass der Preisdruck im Dienstleistungssektor weiter nachlässt.”

Die EZB hat den Leitzins seit Juni 2024 bereits um zwei volle Prozentpunkte nach unten geschleust – auf zuletzt 2,0 Prozent. Auch wenn sie am 24. Juli eine Pause einlegen könnte, spekulieren Investoren noch auf eine Senkung im Jahresverlauf. Darauf angesprochen, sagte der kroatische Notenbankchef Boris Vujcic dem “Handelsblatt”: “Wir haben den Luxus zu warten, wenn die Märkte eine Entscheidung treffen müssen. Aber ich habe kein Problem mit ihrer aktuellen Bewertung – was nicht bedeutet, dass dies bis zum Ende des Jahres geschehen wird.”

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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