Ukraine meldet größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn

Kiew/Moskau (Reuters) – Russland greift die Ukraine mit immer mehr Drohnen an.

In der Nacht sei das Land mit der Rekordzahl von 728 Drohnen angegriffen worden, teilte das ukrainische Militär am Mittwoch mit. Die Luftabwehr habe fast alle Drohnen zerstört, unter anderem durch elektronische Störsysteme. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach vom bisher größten russischen Drohnenagriff des gesamten Kriegs und forderte erneut eine härtere Gangart der Verbündeten gegenüber der Regierung in Moskau. Er verlangte “schmerzhafte” Sanktionen auch gegen den russischen Rohölhandel. Kurz vor den russischen Angriffen hatte US-Präsident Donald Trump der Ukraine zugesagt, doch weitere Verteidigungswaffen zu liefern.

Ein Teil des nächtlichen Angriffs Russlands richtete sich gegen eine westliche Region in der Nähe des Nato-Mitglieds Polens. Die nordwestliche Stadt Luzk, etwa 200 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt, sei das Hauptziel gewesen, erklärte Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram und nannte zehn weitere Regionen im ganzen Land, in denen ebenfalls Schäden gemeldet wurden. Berichte über Tote oder Verletzte lagen nicht vor. In Polen wurden Kampfjets aktiviert, um den nationalen Luftraum zu sichern, teilte das Einsatzkommando der polnischen Armee mit.

Der russische Angriff, der auf eine Reihe verstärkter Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Wochen folgte, zeige die Notwendigkeit “scharfer” Sanktionen gegen die Einnahmequellen, mit denen Russland den Krieg finanziert, einschließlich derjenigen, die russisches Öl kaufen, erklärte Selenskyj auf Telegram.

US-Präsident Trump hatte am Dienstag gesagt, dass er erwäge, einen Gesetzentwurf im Senat zu unterstützen, der strengere Sanktionen gegen Russland vorsieht, darunter Zölle in Höhe von 500 Prozent für Länder, die russisches Öl, Gas, Uran und andere Exporte kaufen. Er äußerte sich zudem enttäuscht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Bundesregierung dringt seit längerem darauf, dass die US-Regierung die Sanktionen verschärft und der Ukraine mehr Waffen liefert. Verteidigungsminister Boris Pistorius wird dazu in den kommenden Tagen Gespräche in Washington führen.

Nach Trumps neuem Versprechen erklärte Selenskyj am Dienstag, er habe eine Ausweitung der Kontakte zu den Vereinigten Staaten angeordnet, um wichtige Lieferungen von Militärgütern, vor allem zur Luftverteidigung, sicherzustellen. Trumps Ukraine-Gesandter Keith Kellogg wird am Mittwoch ebenso wie Kanzler Friedrich Merz in Rom erwartet, um an einer internationalen Hilfskonferenz zur Ukraine teilzunehmen, die vom 10. bis 11. Juli stattfindet.

Der Kreml erklärte am Mittwoch, die Führung in Moskau reagiere “gelassen” auf die Kritik von Trump an Putin und werde weiterhin versuchen, die “zerbrochenen” Beziehungen zwischen den USA und Russland zu kitten. Trump hatte erklärt, er erwäge wegen der anhaltenden Angriffe auf die Ukraine weitere Sanktionen gegen Russland. Er sei nicht glücklich mit Putin, sagte Trump unter Verweis auf die Todesopfer in dem Krieg. Putin tische einem eine Menge Mist auf.

(Bericht: Yurii Kovalenko, Dmitry Antonov, geschrieben von Andreas Rinke, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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