Washington/Brüssel/Berlin (Reuters) – Die Europäische Union hofft im Handelsstreit mit den USA auf eine baldige Verständigung mit Präsident Donald Trump.
Ursprünglich sollte bis zu diesem Mittwoch ein Deal stehen. Trump hatte zuletzt aber deutlich gemacht, dass im Falle eines Scheiterns der Gespräche noch höhere US-Zölle erst ab Anfang August greifen würden. Die EU-Kommission teilte mit, spätestens bis dahin solle eine Einigung erzielt werden, idealerweise schon in den nächsten Tagen.
Trump hatte Anfang der Woche hohe Sonderzölle von 25 Prozent und mehr gegen 14 Länder angekündigt, darunter auch Verbündete wie Japan und Südkorea. Hier waren die Verhandlungen aus seiner Sicht nicht gut genug für die USA, die ihr Handelsdefizit mit zahlreichen Staaten abbauen wollen. Die Zölle dämpfen zwar die Aussicht für die Weltwirtschaft und auch die USA, sie spülen der Regierung in Washington aber auch neue Gelder in die Kasse. US-Finanzminister Scott Bessent sagte, die USA hätten dadurch bereits 100 Milliarden Dollar eingenommen, bis zum Jahresende könnten es 300 Milliarden sein. In den vergangenen Jahren waren es pro Jahr eher rund 80 Milliarden Dollar aus Zolleinnahmen.
Seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hat Trump fast alle Handelspartner mit Sonderzöllen überzogen. Teilweise wurden sie wieder ausgesetzt, um Zeit für Verhandlungen zu haben. Trump sagte, Europa werde womöglich in den nächsten beiden Tagen informiert, wie viel die 27 EU-Staaten künftig für Exporte in die USA zahlen müssten. Er bezeichnete die Verhandlungen mittlerweile als konstruktiver.
MERZ “VERHALTEN OPTIMISTISCH”
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte im Europäischen Parlament, man sei auf alles vorbereitet. “Wir halten an unseren Prinzipien fest, wir verteidigen unsere Interessen, wir arbeiten weiter in gutem Glauben und wir bereiten uns auf alle Szenarien vor.” EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sagte, die Gespräche liefen jeden Tag – mit dem Ziel, sich zu einigen. Es gebe Fortschritte bei dem angestrebten Einigungspapier.
Italiens Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti bezeichnete die Gespräche als “sehr kompliziert”. Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich dagegen im Bundestag “verhalten optimistisch”, dass eine Einigung gefunden werden kann. Ziel sei es, so schnell wie möglich ein Handelsabkommen mit den USA zu erreichen, das möglichst niedrige Zollsätze im gegenseitigen Handel vorsehe. Dafür sei größtmögliche Geschlossenheit der EU wichtig. Vor allem für die chemische Industrie, den Pharmabereich, den Maschinenbau sowie die Automobil-, Stahl- und Aluminiumindustrie stehe viel auf dem Spiel.
Trump kündigte für diesen Mittwoch weitere Details zu künftigen Zöllen an. Dies werde mindestens sieben Länder betreffen. Details nannte er zunächst nicht. Zugleich drohte er allerdings mit neuen Zöllen. So kündigte der Republikaner einen 50-Prozent-Zoll auf Kupferimporte an. Zudem könnten auch die bereits angedrohten Sonderzölle auf Halbleiter und Pharmaprodukte kommen. Handelsabschlüsse gab es bisher nur mit Großbritannien und Vietnam. Eigentlich hatte Trump Anfang April “90 Deals in 90 Tagen” vorausgesagt.
(Bericht von Julia Payne, Charlotte Van Campenhout, Philip Blenkinsop, Trevor Hunnicutt und Andreas Rinke, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)