München (Reuters) – Die schwere Krise bei der BayWa hat tiefe Spuren in der Bilanz des Münchner Agrar- und Baustoffhändlers hinterlassen.
Vor allem wegen Abschreibungen auf den Wert von Beteiligungen erwirtschaftete die BayWa im vergangenen Jahr einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,1 Milliarden Euro, wie sie am Donnerstag mitteilte. Das Jahr 2023 hatte sie noch mit einem operativen Gewinn von 304 Millionen Euro beendet. Unter dem Strich stand sogar ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro. Der Umsatz brach um zwölf Prozent auf 21,1 Milliarden Euro ein. Fünf der sieben Sparten schrieben rote Zahlen. Am tiefsten rutschte die Solar- und Wind-Projekt-Tochter BayWa r.e. in die Verlustzone.
Das Segment Erneuerbare Energien verbuchte einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 732 Millionen Euro. Der Umsatz brach dort um 29 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro ein, vor allem weil das lukrative Geschäft mit dem Verkauf von Wind- und Solarparks ins Stocken geriet und sich die fertig entwickelten Projekte nicht mehr so gut und schnell verkaufen ließen. Dazu mussten Projekte teilweise abgeschrieben werden.
Im Kerngeschäft Agrar ließen das schlechte Wetter und das Misstrauen zahlreicher Kunden angesichts der Liquiditätskrise den Umsatz um sieben Prozent auf 4,6 Milliarden Euro schrumpfen. Die Sparte verbuchte auf Ebit-Basis 97 Millionen Euro Verlust. In der Bau-Sparte lief ein Minus von 81 Millionen Euro auf. Nur das Segment Technik, also der Verkauf und die Wartung von Landmaschinen, sowie die Obst- und Gemüsesparte Global Produce schrieben schwarze Zahlen.
Der neue Vorstandschef Frank Hiller sprach von der “schwersten Unternehmenskrise seit Bestehen” der BayWa. Harte, mutige und notwendige Grundsatzentscheidungen zeigten aber schon ihre Wirkung. Im ersten Quartal habe das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) über Plan und über Vorjahr gelegen, weil die Kosten gesenkt worden seien und sich die Margen verbesserten. Konkrete Zahlen nannte er nicht. 2025 stehe für die BayWa im Zeichen der Stabilisierung.
Steigende Zinsen und wachsende Schulden vor allem durch die Erneuerbare-Energien-Sparte hatten die BayWa vor einem Jahr in eine tiefe Liquiditätskrise gestürzt und an den Rand der Pleite gebracht. Hiller und sein Chef-Sanierer Michael Baur wollen den Konzern nun bis 2028 durch den Verkauf von fast allen Auslands-Töchtern massiv entschulden.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)