Northwood (Reuters) – Frankreich und Großbritannien haben eine engere Zusammenarbeit bei Atomwaffen vereinbart. “Wir haben heute Morgen die ‘Northward’-Erklärung unterzeichnet und damit zum ersten Mal bestätigt, dass wir unsere unabhängige nukleare Abschreckung koordinieren”, sagte der britische Premierminister Keir Starmer am Donnerstag an der Seite des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. “Von heute an werden unsere Widersacher wissen, dass jede extreme Bedrohung dieses Kontinents eine Reaktion unserer beiden Nationen hervorrufen würde.” Man schließe “die Koordinierung der jeweiligen Abschreckung nicht aus”, sagte Macron. “Das ist eine Botschaft, die unsere Partner und Gegner hören müssen.”
Die Ankündigung erfolgte zum Abschluss eines dreitägigen Staatsbesuchs von Macron in Großbritannien. Mit dem Besuch wollten die beiden Verbündeten einen Schlussstrich unter die jahrelangen Turbulenzen nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU – dem Brexit – ziehen. Frankreich gibt jährlich etwa 5,6 Milliarden Euro für die Instandhaltung seines Arsenals von 290 Atomwaffen aus, die von U-Booten und Flugzeugen aus gestartet werden können. Es ist das viertgrößte der Welt. Großbritannien bezeichnet sein Atomprogramm als “operativ unabhängig”. Es bezieht jedoch Raketentechnologie aus den USA und ist bei der Beschaffung und Wartung auf deren Unterstützung angewiesen.
Hintergrund der Annäherung zwischen Großbritannien und Frankreich sind wachsende Bedrohungen und die Unsicherheit über den Verbündeten USA. US-Präsident Donald Trump hat die Lastenteilung in der Nato infrage gestellt. Sein Umgang mit Russland hat in Europa zudem zu Grundsatzfragen über die transatlantische Beziehung geführt. Die primäre nukleare Abschreckung für Europa geht von den USA aus. Diese haben Kernwaffen und Zehntausende Soldaten in Europa stationiert. Ihre militärischen Fähigkeiten gehen weit über die Europas hinaus.
(Bericht von Elizabeth Pineau; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)