Großhandelspreise steigen schneller – Kaffee und Süßes teurer

Berlin (Reuters) – Die Preise im deutschen Großhandel sind im Juni wieder stärker gestiegen. Sie erhöhten sich um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Im Mai hatte das Plus noch bei 0,4 Prozent gelegen, im April bei 0,8 Prozent. Von Mai auf Juni zogen die Großhandelspreise um 0,2 Prozent an, nachdem sie zuvor drei Monate in Folge gefallen waren.

“Die Großhandelspreise signalisieren, dass die allgemeine Inflation weiterhin niedrig bleibt”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden. Preisveränderungen kommen meist verzögert und zumindest teilweise bei den Verbrauchern an. Die Inflation gab zuletzt leicht nach: Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Juni für Verbraucher um 2,0 Prozent zum Vorjahresmonat – das ist die niedrigste Teuerungsrate in diesem Jahr.

Hauptgrund für den Anstieg der Großhandelspreise war im Juni erneut das deutliche Plus bei Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren. Die Preise lagen im Schnitt um 4,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. “Insbesondere Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze waren auf Großhandelsebene erheblich teurer als ein Jahr zuvor”, betonten die Statistiker. Der Aufschlag betrug hier 26,2 Prozent. Deutlich teurer waren zudem Zucker, Süßwaren und Backwaren (plus 18,2 Prozent) sowie Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette (plus 8,8 Prozent). “Der Klimawandel und hohe Energiekosten mögen zu dieser Entwicklung beigetragen haben”, sagte Ökonom de la Rubia.

Gefallen sind dagegen die Preise im Großhandel mit Datenverarbeitungs- und peripheren Geräten wie Computern oder Smartphones: Sie gaben um 5,0 Prozent im Vergleich zum Juni 2024 nach. “Hier setzt sich der strukturelle Abwärtstrend bei den Preisen fort und könnte sich zuletzt wegen der US-Zölle verstärkt haben, da diese Handelshemmnisse asiatische Anbieter veranlassen dürften, den europäischen Markt stärker zu bearbeiten”, sagte de la Rubia.

Noch deutlicher gesunken sind die Preise im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen: Hier gab es einen Rückgang von 5,9 Prozent. Ein Grund dafür könnte die schwächelnde Weltwirtschaft sein.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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