Sulaimanijah (Reuters) – Im Irak haben Kämpfer der kurdischen Arbeiterpartei PKK damit begonnen, ihre Waffen zu übergeben.
Der symbolische Akt fand am Freitag in der Nähe der nordirakischen Stadt Sulaimanijah statt. Er ist Teil des Friedensprozesses zwischen der in der Türkei verbotenen und als Terrororganisation eingestuften PKK und der Regierung in Ankara. In türkischen Regierungskreisen hieß es, die Entwaffnung der PKK sei ein “unumkehrbarer Wendepunkt”. Es sei eine Chance, unschuldiges Leben zu schützen und eine Zukunft ohne Terror aufzubauen, sagte ein Insider. Die Regierung in Ankara werde die Abrüstung, Stabilität und dauerhafte Versöhnung in der Region unterstützen.
Über dem Berg, wo der Entwaffnungsprozess begann, kreisten Hubschrauber. Zahlreiche irakisch-kurdische Sicherheitskräfte hatten das Gebiet umstellt. Dutzende PKK-Kämpfer hätten in der Jasana-Höhle in der Stadt Dukan die Waffen abgegeben, teilten ein Angehöriger der irakischen Sicherheitskräfte und ein Vertreter der Regionalregierung mit. Der Ort liegt rund 60 Kilometer nordwestlich von Sulaimanijah in der Region Kurdistan im Norden des Iraks. Rund 40 PKK-Kämpfer und ein Kommandant sollten ihre Waffen abgeben. Wann weitere Übergaben geplant seien, sei unklar.
WAFFEN DER PKK SOLLEN ZERSTÖRT WERDEN
Die Waffen sollen später im Rahmen einer weiteren Zeremonie zerstört werden, an der türkische und irakische Geheimdienstmitarbeiter, Vertreter der irakischen Regionalregierung Kurdistans und hochrangige Mitglieder der pro-kurdischen türkischen DEM-Partei teilnehmen werden. Diese spielte auch eine Schlüsselrolle dabei, dass die PKK sich zur Waffenabgabe entschieden hat.
Die Waffenabgabe sei Teil der dritten von fünf Phasen des umfassenderen Friedensprozesses, in dessen Mittelpunkt die Entwaffnung und Auflösung der PKK stehe, sagte der türkische Insider. Ein anderer Insider erklärte, die nächsten Schritte umfassten die rechtliche Wiedereingliederung der PKK-Mitglieder in die Gesellschaft sowie Bemühungen um eine Versöhnung.
Die PKK hatte im Mai nach einem öffentlichen Aufruf ihres seit 1999 inhaftierten Chefs Abdullah Öcalan beschlossen, sich aufzulösen und ihren mehr als vier Jahrzehnte dauernden Kampf zu beenden. Seit Beginn des Aufstands der PKK gegen die Türkei im Jahr 1984 sind in dem Konflikt mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Ziel der PKK war ein eigenständiges Kurden-Gebiet.
Die PKK hat seit Jahren in den Kandil-Bergen im Norden des Iraks ihr Hauptquartier. Die türkische Armee hatte sie weit über die südöstliche Grenze der Türkei hinaus verdrängt. Die türkische Armee hat ihre Kämpfe gegen die PKK immer wieder auch auf irakisches Gebiet ausgedehnt und 2019 damit begonnen, auf irakischem Territorium an der Grenze zur Türkei dauerhafte Stützpunkte zu errichten und eine bis zu 30 Kilometer breite sogenannte Sicherheitszone geschaffen.
Der Großteil der kurdischen Bevölkerung lebt in der Türkei, viele aber auch im Irak, in Syrien sowie im Iran. In all diesen Ländern stellen die Kurden eine ethnische Minderheit.
(Reuters-Büro Irak, Ahmed Rasheed; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)