Frankfurt/Mailand (Reuters) – EZB-Direktorin Isabel Schnabel dämpft Spekulationen über eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank.
Die Konjunktur im Euroraum laufe besser als erwartet, während die Inflationsrate bei der EZB-Zielmarke von zwei Prozent liege, sagte Schnabel dem Finanzportal Econostream in einem am Freitag veröffentlichten Interview. “Angesichts dessen befinden sich unsere Zinsen auf einem angemessenen Niveau, und die Hürde für eine weitere Zinssenkung ist sehr hoch.” Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an, die sie als optimal für die Wirtschaft ansieht.
Der italienische Notenbankchef Fabio Panetta hält weitere Zinssenkungen prinzipiell für möglich. “Wenn die Abwärtsrisiken für das Wachstum die disinflationären Tendenzen verstärken würden, wäre es angebracht, die geldpolitische Lockerung fortzusetzen”, sagte das EZB-Ratsmitglied in Mailand. Dauerhafte Abweichungen vom Zwei-Prozent-Inflationsziel in die eine oder andere Richtung müssten vermieden werden.
Die EZB hat ihren Leitzins im Juni auf zwei Prozent gedrückt. Dieses Niveau sei “akkommodierend”, sagte Schnabel – schiebe also die Wirtschaft an. Die EZB sieht den neutralen Zinssatz, der die Konjunktur weder ankurbelt noch bremst, zwischen 1,75 und 2,25 Prozent. Sie werde eine Senkung nur unterstützen, wenn sie “Anzeichen einer wesentlichen Abweichung der Inflation” von der angestrebten Zwei-Prozent-Marke sehe, sagte Schnabel. Sie sprach sich zugleich gegen eine “Feinjustierung” des Zinssatzes als Reaktion auf schwankende Ölpreise aus.
Der EZB-Direktorin bereitet die Aufwertung des Euro keine großen Sorgen. Diese spiegele die verbesserten Konjunkturaussichten wider, die Folgen für die Inflation seien begrenzt. “Es scheint, dass die Unsicherheit die Konjunktur weniger belastet als gedacht”, sagte die deutsche Ökonomin auch mit Blick auf den von US-Präsident Donald Trump angezettelten internationalen Zollstreit. Zölle könnten sich mittelfristig als inflationär erweisen, da diese die Kosten erhöhten und die Lieferketten weniger effizient würden.
(Bericht von Francesco Canepa und Valentina Za, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)