(Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im nächsten Jahr die Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber geopolitischen Risiken testen.
Im thematischen Stresstest 2026 werde von den Geldhäusern eine Bewertung gefordert, welche unternehmensspezifischen geopolitischen Risikoszenarien ernsthafte Auswirkungen auf ihre Solvenz haben könnten, sagte die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Claudia Buch, am Dienstag bei einer Anhörung im Europäischen Parlament. Die EZB warnt schon seit langem, dass geopolitische Gefahren wie die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen sowie der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg zu den größten Risiken für die Finanzinstitute der Euro-Zone zählen.
Die Notenbank wird die Vorbereitung der Banken auf diese Art von Risiken durchleuchten, jedoch mit einer Besonderheit: In typischen Stresstests werden den Geldhäusern Szenarien vorgelegt, und sie müssen berechnen, wie viel Kapital in jedem dieser Szenarien vernichtet würde. In diesem Test hingegen wird die EZB die Ausmaße des Kapitalverlusts festlegen und die Banken auffordern, Szenarien zu entwickeln, die diesen verursachen könnten.
Der Stresstest im nächsten Jahr wird Teil der Selbstbewertung des Kapitalbedarfs durch die Banken sein, die im regulatorischen Fachjargon als “Internal Capital Adequacy Assessment Process” (ICAAP) firmiert. Eine angemessene Kapital- und Liquiditätsausstattung der Institute sowie deren effektive Steuerung sind laut Bundesbank wesentliche Voraussetzungen für ein stabiles Finanzsystem.
(Bericht von Francesco Canepa, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)