Bangalore/Peking/Hongkong (Reuters) – Der US-Chiphersteller Nvidia will den Verkauf seiner speziell für den chinesischen Markt entwickelten KI-Prozessoren bald wieder aufnehmen.
“Die US-Regierung hat Nvidia versichert, dass entsprechende Exportlizenzen bald erteilt werden”, teilte der Weltmarktführer bei Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz (KI) am Montag (Ortszeit) mit. Vor wenigen Tagen hatte sich Nvidia-Chef Jensen Huang, der aktuell die Volksrepublik besucht, mit US-Präsident Donald Trump getroffen.
“Der chinesische Markt ist riesig, dynamisch und hochinnovativ”, sagte Huang dem chinesischen Staatssender CCTV am Dienstag. “Er beherbergt auch viele KI-Forscher. Daher ist es für amerikanische Unternehmen von entscheidender Bedeutung, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen.” Die im Silicon Valley ansässige Nvidia machte im vergangenen Jahr etwa 13 Prozent ihres Umsatzes in der Volksrepublik.
ABGESPECKTE CHINA-VARIANTEN
Konkret geht es für den US-Konzern um die Wiederaufnahme der Verkäufe seiner “H20”-Prozessoren. Diese sind im Vergleich zu Modellen, die im Westen erhältlich sind, leistungsreduziert. Dadurch fielen sie zunächst nicht unter die US-Beschränkungen für Hochtechnologie-Exporte nach China. Durch die Verschärfung der Bestimmungen im Frühjahr durften aber auch diese Produkte nicht mehr legal dorthin verschifft werden. Dadurch drohen dem Unternehmen milliardenschwere Abschreibungen. Ähnliche Erfahrungen machte Nvidia bereits mit früheren Prozessor-Generationen.
Nvidia mit Sitz im kalifornischen Santa Clara muss sich in der Volksrepublik starker lokaler Konkurrenz wie etwa von Huawei erwehren. Daher hatte der Konzern als Reaktion auf den US-Bann für “H20”-Chips eine noch weiter abgespeckte Prozessor-Reihe angekündigt. Sie basiere auf dem Grafikkarten-Chip “RTX Pro 6000D” und nutze konventionelle statt speziell für KI entwickelte Speicherchips. Nvidia beschrieb das Modell als “vollständig konform” mit dem US-Embargo und geeignet für Bereiche wie intelligente Fabriken und Logistik.
Trotz der Aussicht auf ein Comeback der “H20”-Chips in der Volksrepublik bleibe der Konkurrenzdruck hoch, betonte Analyst He Hui vom Branchendienst Omdia. “Das Verhältnis mit den USA ist weiterhin von Unsicherheit geprägt. Daher werden die chinesischen Unternehmen verstärkt auf andere Prozessor-Anbieter setzen, um ihre Lieferketten zu schützen.”
Die in Frankfurt notierten Aktien von Nvidia legten dennoch zu und gewannen gut drei Prozent.
(Bericht von Surbhi Misra, Liam Mo, Anne Marie Roantree und Che Pan; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)