London (Reuters) – Die britische Inflation hat sich im Juni überraschend verstärkt.
Die Verbraucherpreise stiegen um 3,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Dies ist das höchste Niveau seit Januar 2024. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten erwartet, dass sich die Teuerungsrate auf dem Vormonatsniveau von 3,4 Prozent stabilisieren würde. Die Bank of England (BoE), die am 7. August wieder über den Leitzins entscheidet, peilt einen Wert von 2,0 Prozent an. Das Pfund stieg leicht gegenüber dem Dollar nach Veröffentlichung der Inflationsdaten.
“Wir gehen zwar noch immer davon aus, dass der geldpolitische Ausschuss der Bank of England die Zinsen schrittweise senken wird. Doch die heutige Inflationsüberraschung auf der Oberseite bedeutet, dass die Entscheidung im August einer Feinabstimmung bedarf”, sagte Martin Sartorius, Chefvolkswirt des Industrieverbands CBI.
Höhere Kosten für Kraftstoffe sowie gestiegene Flug- und Bahntarife trugen laut ONS am stärksten zum Anziehen der Inflationsrate von Mai auf Juni bei. Auch die Preise für Kleidung, Schuhe, Rotwein und Lagerbier stiegen.
Im April war die Inflationsrate auf der Insel besonders stark gestiegen – und zwar von 2,6 Prozent auf 3,5 Prozent. Grund dafür waren Erhöhungen der regulierten Energie- und Wassertarife, ein sprunghafter Anstieg der Flugpreise und eine Erhöhung der Lohnsteuer und des Mindestlohns.
Die Zentralbank hatte die geldpolitischen Zügel im Mai zum zweiten Mal in diesem Jahr gelockert und den Leitzins auf 4,25 Prozent gesetzt, bevor sie im Juni eine intern umstrittene Zinspause einlegte. Die BoE behielt zugleich ihren geldpolitischen Ausblick bei und erklärte, sie werde mit Blick auf weitere Zinssenkungen einen “schrittweisen und vorsichtigen” Ansatz verfolgen.
(Bericht von David Milliken, Suban Abdulla, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)