– von Andreas Rinke –
Berlin, 16. Jul (Reuters) – Die Bundesregierung will Deutschland im Rahmen ihrer Hightech-Agenda als führenden Chip-Produktionsstandort in Europa etablieren.
“Wir schaffen Anreize für mehr Fertigung von Chips, Ausrüstung und Vorprodukten in Deutschland durch mindestens drei neue Werke”, heißt es in der Reuters vorliegenden neuen Hightech-Agenda des Forschungsministeriums, die noch im Juli vom Bundeskabinett beschlossen werden soll.
“Wir holen neue Chip-Fabriken nach Deutschland und etablieren Deutschland als Chip-Produktionsstandort Nr. 1 in Europa”, heißt es weiter. Details werden nicht genannt. In Deutschland sollen vor allem smarte und energieeffiziente Chips für die Künstliche Intelligenz entwickelt und gebaut werden. Noch in diesem Jahr soll ein erstes Leitprojekt für einen Supercomputer im Auto starten. Auch die Ampel-Regierung hatte den drastischen Ausbau der Chip-Fertigung als Ziel, musste aber mit der vorläufigen Absage des US-Konzerns Intel für ein Werk in Magdeburg einen Rückschlag hinnehmen.
Wie berichtet plant Forschungsministerin Dorothee Bär einen Schub in Forschung und Entwicklung von KI und Quantentechnologie sowie deren industrieller Anwendung. In der Hightech-Agenda wird zudem angekündigt, dass bis Ende 2025 ein strategischer, längerfristiger Aktionsplan vorgelegt werden soll, um ein Fusionskraftwerk in Deutschland zu bauen.
Zudem soll es weitere Förderung der Forschung bei Wind- und Solartechnologien geben und Deutschland ein “führender Innovations-, Fertigungs- und Anwendungsstandort für stationäre Batteriespeicher” werden. Ab 2026 sollen sogenannte Kompetenzcluster für Batteriematerialien, Batterieproduktion sowie für Festkörperbatterien aufgebaut werden. Im Bereich der Geothermie soll Deutschland weltweiter Vorreiter werden. In dem 35-seitigen Papier wird betont, dass der Weltmarkt für grüne Energietechnologien laut Experten von 700 Milliarden Dollar 2023 auf mehr als zwei Billionen Dollar 2035 wachsen soll.
ZIVILE UND MILITÄRISCHE FORSCHUNG
Zur Hightech-Agenda gehören aber auch die Gesundheitsforschung, die Raumfahrt sowie die künftige Verzahnung ziviler und militärischer Forschung. “Wir prüfen die Möglichkeiten einer Nutzung der Förderinstrumente der Bundesagentur für Sprunginnovation (Sprind) für den Verteidigungsbereich”, heißt es. Bisher gibt es zwei getrennte Agenturen für den zivilen und den militärischen Bereich. Zudem wird die Erneuerung der deutschen Forschungsflotte unter anderem für die Klima- und Biodiversitätsforschung in den Meeren angekündigt.
Neben einer verstärkten Forschungsförderung soll das Geld dafür durch mehr Wagniskapital sowie von einem Deutschlandsfonds zur Bündelung von staatlichem und privatem Geld kommen. Ausdrücklich wird der Staat als sogenannter Ankerkunde genannt, der neue Produkte kaufen soll, um sie marktfähig zu machen.
(Bericht von Andreas Rinke, redigiert von Thomas Seythal)