Berlin (Reuters) – In Deutschland leben immer mehr Menschen alleine und laufen zunehmend Gefahr in Armut abzurutschen.
Mehr als 17,0 Millionen Menschen lebten 2024 allein und damit gut jede fünfte Person, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach ersten Ergebnissen der Bevölkerungsumfrage Mikrozensus mitteilte. Die Zahl ist in den vergangenen 20 Jahren um 21,8 Prozent gestiegen: 2004 lebten 14 Millionen Menschen allein – dies waren 17,1 Prozent der Bevölkerung.
Alleinlebende sind den Statistikern zufolge zudem überdurchschnittlich häufig von Armut bedroht. Ihre Armutsgefährdungsquote lag 2024 bei 29,0 (2023: 26,4) Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung mit 15,5 (2023: 14,4) Prozent. Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn sie netto über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt – 2024 betrug dieser Wert für Alleinlebende 1381 Euro im Monat.
Zudem fühlt sich den Daten zufolge gut jeder vierte Alleinlebende oft einsam. Besonders betroffen sind hier jüngere Menschen unter 30 Jahren. “Im Gegensatz dazu fühlten sich mit 17,6 Prozent die Alleinlebenden ab 65 Jahren am seltensten einsam.” In der Altersgruppe 65plus wohnte gut jede dritte Person allein, bei den mindestens 85-Jährigen war es mehr als jede zweite.
Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit einem Anteil von 20,6 Prozent Alleinlebender deutlich über dem Schnitt von 16,2 Prozent. Nur in den fünf nord- und nordosteuropäischen Staaten Litauen (27,0 Prozent), Finnland, Dänemark, Estland und Schweden war der Anteil noch höher. In der Slowakei (3,5 Prozent), Irland (8,1 Prozent) und Polen (8,8 Prozent) war er am niedrigsten.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)