Nvidia will Export von KI-Chips nach China hochfahren

Frankfurt/Peking/Shanghai (Reuters) – Nach der jüngsten Kehrtwende in der US-Handelspolitik will Nvidia seine China-Exporte ausweiten.

Sein Unternehmen werde die Lieferung des speziell für die Volksrepublik entwickelten KI-Prozessors “H20” in den kommenden Monaten hochfahren, kündigte Jensen Huang, der Chef des weltgrößten Anbieters von Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI), am Mittwoch an.

Am Montag hatte Nvidia überraschend die Wiederaufnahme der Ausfuhren angekündigt, weil die US-Regierung entsprechende Exportlizenzen erteilen werde. US-Handelsminister Howard Lutnick erläuterte, dass dies Teil der Verhandlungen mit China über die Lieferung sogenannter Seltener Erden sei, auf die das Land quasi ein weltweites Monopol hat. Die Regierung in Peking hatte den Export dieser für die Technologiebranche wichtigen Mineralien als Reaktion auf die US-Zollpolitik eingeschränkt.

Huang hofft auf eine dauerhafte Lockerung der US-Beschränkungen für Hochtechnologie-Exporte in die Volksrepublik. “In den kommenden Jahren werden wir alles, was wir in China verkaufen dürfen, auch dorthin liefern.” Zuvor hatte er in einem Interview mit dem Staatssender CCTV den chinesischen Markt als “riesig, dynamisch und hochinnovativ” bezeichnet. “Daher ist es für amerikanische Unternehmen von entscheidender Bedeutung, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen.” Außerdem lobte er die KI-Modelle chinesischer Firmen wie DeepSeek, Alibaba oder Tencent als “Weltklasse”.

Insidern zufolge überschlagen sich chinesische Firmen mit Bestellungen für “H20”-Prozessoren. Sie sind zwar leistungsschwächer als die im Westen erhältlichen Modelle, lassen sich aber im Gegensatz zur chinesischen Konkurrenz mit Nvidias Software “Cuda” nutzen, die als Branchenstandard für die Programmierung derartiger Chips gilt.

UMSTRITTENES CHINA-ENGAGEMENT

Es ist Huangs dritter Besuch in der Volksrepublik in diesem Jahr. Im April hatte er die Bedeutung des chinesischen Marktes für sein Unternehmen hervorgehoben. Im Vorfeld der aktuellen Visite hatte eine parteiübergreifende Gruppe von US-Senatoren den Manager davor gewarnt, sich mit Unternehmen zu treffen, die mutmaßlich das US-Embargo umgehen. Außerdem solle er sich von Firmen fernhalten, die mit dem chinesischen Militär und den dortigen Geheimdiensten zusammenarbeiten, sowie von Organisationen, die auf der US-Sanktionsliste stehen.

Die handelspolitische Kehrtwende von Präsident Donald Trump sehen einige US-Parlamentarier ebenfalls kritisch. “Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die USA ihre technologische Führungsrolle beibehalten und fortschrittliche KI nicht in die Hände der Kommunistischen Partei Chinas gerät”, warnte John Moolenaar, der republikanische Vorsitzende des Sonderausschusses zu China im US-Repräsentantenhaus.

Nach Einschätzung des KI-Experten Divyansh Kaushik von der Beratungsfirma Beacon Global Strategies hängen die Auswirkungen der wieder aufgenommenen Lieferungen von ihrem Umfang ab. “Sollte China eine Million H20-Chips erhalten, könnte das Land den Rückstand deutlich verringern, wenn nicht sogar die USA überholen.” Die Volksrepublik hatte zu Jahresbeginn für Furore gesorgt, als das Startup DeepSeek eine KI vorgestellt hatte, die westlichen Modellen ebenbürtig ist, obwohl sie deutlich weniger Rechenpower benötigt.

Nvidia muss sich in der Volksrepublik starker lokaler Konkurrenz wie Huawei erwehren, weil die USA die Lieferung von KI-Chips in den vergangenen Jahren immer stärker eingeschränkt hatten. Der US-Konzern hatte mehrfach abgespeckte Versionen seiner Prozessoren für den chinesischen Markt entwickelt, die kurz darauf wegen einer Verschärfung des Embargos nicht mehr dorthin exportiert werden durften.

(Bericht von Hakan Ersen, Che Pan und Casey Hall. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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