Gewinnschwund bei Autobauer Volvo nicht so heftig wie befürchtet

Stockholm (Reuters) – Der Autobauer Volvo hat im zweiten Quartal wegen eines geringeren Absatzes und Belastungen durch US-Importzölle einen Gewinneinbruch erlitten.

Der bereinigte operative Gewinn sackte von April bis Juni um 64 Prozent auf umgerechnet 260 Millionen Euro ab, wie das zum chinesischen Autokonzern Geely gehörende Unternehmen mit Sitz im schwedischen Göteborg am Donnerstag mitteilte. “Die Nachfrage bleibt schwach und unbeständig”, hieß es im Quartalsbericht. Ein schwächeres Verbrauchervertrauen und der seit April geltende US-Importzoll von 27,5 Prozent auf Autos aus Europa seien herausfordernd.

Volvo-Chef Hakan Samuelsson forderte die Europäische Union im Zollstreit abermals auf, ihren Zoll auf Autos aus den USA von bisher zehn Prozent komplett zu streichen. “Es ist absolut unnötig, die europäische Autoindustrie braucht definitiv keinen Schutz gegenüber amerikanischen Autobauern”, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die EU hatte im April der US-Regierung den kompletten Verzicht auf gegenseitige Industriezölle, auch auf Autos, vorgeschlagen. Die Administration unter US-Präsident Donald Trump lehnte das ab.

Analysten hatten bei Volvo im Schnitt mit noch höheren Einbußen von 86 Prozent gerechnet, wie Bernstein Research erklärte. “Die Zahlen sind besser als befürchtet”, erklärte Bernstein-Analyst Harry Martin. An der Börse stiegen die Volvo-Aktien um rund acht Prozent. Der Absatz der Geely-Tochter war um zwölf Prozent auf 180.000 Fahrzeuge gesunken. Der Umsatz von Volvo schrumpfte um acht Prozent auf 8,3 Milliarden Euro, nicht so stark wie erwartet.

Die Zahlen spiegeln die Belastungen durch die US-Importzölle nur zum Teil wider. Volvo hatte am Montag eine Wertminderung von gut einer Milliarde Euro mit Verweis auf Zölle und höhere Kosten für Restrukturierung, Entwicklung und Modellverzögerungen angekündigt. Im zweiten Quartal schrieben die Schweden daher einen Betriebsverlust von zehn Milliarden Schwedischen Kronen (880 Millionen Euro). Volvo kann derzeit sein Modell ES90 in den USA nicht verkaufen, weil es in China gefertigt wird. Die meisten Fahrzeuge importiert Volvo Cars aus Europa in die USA, wo die Schweden im vergangenen Jahr 16 Prozent des Konzernumsatzes machten. Auf Autos aus Europa erheben die USA seit April einen Importzoll von 27,5 Prozent. Ab Ende nächsten Jahres will Volvo sein mittelgroßes SUV XC60 in seinem US-Werk in South Carolina produzieren, zusätzlich zum bisher dort gebauten großen Geländewagen EX90.

(Bericht von Marie Mannes; geschrieben von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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