Durban (Reuters) – Vor dem Hintergrund der wiederholten Attacken von US-Präsident Donald Trump auf die Federal Reserve warnt Bundesbankchef Joachim Nagel vor Eingriffen in die Unabhängigkeit von Zentralbanken.
“Die Unabhängigkeit der Zentralbanken ist ihre DNA”, sagte Nagel am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters am Rande eines G20-Treffens im südafrikanischen Durban. Er fügte hinzu: “Deshalb halte ich es für gefährlich, mit der Unabhängigkeit einer Zentralbank zu spielen.”
Trump hat US-Notenbankchef Jerome Powell immer wieder kritisiert und drängt die unabhängige Federal Reserve zu Zinssenkungen. Die Nachricht von einer mutmaßlich bevorstehenden Entlassung des Fed-Chefs hatte am Mittwoch zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt. Trump dementierte die Gerüchte zwar, sagte aber zur Möglichkeit eines Rauswurfs von Powell: “Ich schließe nichts aus, aber das ist höchst unwahrscheinlich, außer, wenn er wegen Betrugs gehen muss.”
Letzteres lässt aufhorchen, hatte Trumps Haushaltsdirektor Russell Vought Powell doch Misswirtschaft und eine “pompöse Renovierung” des Fed-Gebäudes in Washington vorgeworfen. Powell hat Kostenüberschreitungen eingeräumt, Vorwürfe einer luxuriösen Ausstattung aber zurückgewiesen.
Laut Gesetz können Mitglieder des Fed-Direktoriums nur aus wichtigem Grund entlassen werden, nicht aber wegen Meinungsverschiedenheiten über die Zinspolitik. Das Gesetz über die Federal Reserve gewährt der Notenbank auch weite Entscheidungsfreiheiten über Angelegenheiten ihrer Gebäude.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)