Berlin (Reuters) – Porsche-Chef Oliver Blume läutet nach dem Amtsantritt eines neuen Betriebsrats die Verhandlungen über ein zweites Strukturpaket ein.
Ziel sei es, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens langfristig abzusichern, hieß es in einem Brief an die Führungskräfte des Stuttgarter Sportwagenbauers, der Reuters am Freitag in Auszügen vorlag. “Unser Geschäftsmodell, das uns über viele Jahrzehnte getragen hat, funktioniert heute nicht mehr in dieser Form”, schrieb Blume. “Unsere Rahmenbedingungen haben sich in kurzer Zeit massiv verschlechtert.” Details zu den möglichen Einsparungen nannte Blume in dem Brief nicht. Bei Porsche ist seit Kurzem ein neuer Betriebsrat im Amt.
Bereits im März bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2024 hatte Blume zusätzliche Einsparungen angekündigt. Er begründet die Sparanstrengungen nun unter anderem damit, dass sich das Marktumfeld in China grundlegend gewandelt habe. Das Marktsegment für teure Luxusprodukte sei in kurzer Zeit förmlich zusammengebrochen. Die Volksrepublik war einst der gewinnträchtigste Markt für Porsche. Doch das Unternehmen findet keine Antwort auf den unterhalb des Premium-Segments statfindenden Elektroauto-Boom, der Absatz brach ein.
Auch in den USA gerät Porsche in Schwierigkeiten. Dort gelten seit April Einfuhrzölle von 27,5 Prozent auf Fahrzeuge. Porsche hat keine Produktion in den USA, sondern führt seine Autos ausschließlich aus Europa ein. Blume verwies zudem auf den ungünstigen Wechselkurs. Trotz eines Auslieferungsrekords im ersten Halbjahr stehe das Unternehmen finanziell enorm unter Druck. Schließlich entwickelt sich auch der schleppende Hochlauf der Elektromobilität zum Hemmschuh.
Porsche hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, 1900 von rund 40.000 Stellen bis 2029 zu streichen, nachdem bereits 2000 befristet Beschäftigte keine Verlängerung bekommen hatten. Das Unternehmen legt am 30. Juli seine Zahlen für das erste Halbjahr vor. Die HSBC-Analysten sagen einen Absturz der Rendite auf 1,1 Prozent von 17 Prozent im Vorjahresquartal voraus. Metzler erwartet sogar einen operativen Verlust, weil bei Porsche negative Einmaleffekte von gut einer Milliarde Euro anfallen.
(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)