Vor Kanzlertreffen – Firmen kündigen Investitionen von 631 Milliarden Euro an

Berlin (Reuters) – Vor einem Treffen mit Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft im Kanzleramt haben 61 Firmen die Gründung einer Initiative “Made for Germany” bekanntgegeben.

Die Mitglieder würden gemeinsam bis 2028 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland investieren, heißt es in einer am Montagmorgen veröffentlichten Mitteilung. Dabei war zunächst nicht klar, wie viel davon neue Zusagen sind. Diese Summe umfasse sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren, heißt es in der Mitteilung. “Ein dreistelliger Milliardenbetrag und damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme entfällt auf Neuinvestitionen.” Ziel sei es, mit der Initiative ein starkes positives Signal zu setzen, dass Deutschland ein attraktiver Investitionsstandort sei.

Die Chefs etlicher großer Konzerne wollen sich um die Mittagszeit mit Bundeskanzler Friedrich Merz, Vizekanzler Lars Klingbeil und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche treffen. Merz hatte bereits am vergangenen Dienstag die Chefs internationaler Finanzfirmen und -fonds empfangen und danach von einem hohen Interesse am Standort Deutschland gesprochen.

Ökonomen äußerten sich mit gemischten Einschätzungen über die Substanz der Initiative. So sieht Ifo-Präsident Clemens Fuest die angekündigten Investitionen deutscher Firmen als Schritt in die richtige Richtung. Er warnt aber vor zu viel Euphorie und einem Strohfeuer. “Das ist ein guter Anschub für die Wirtschaft”, sagte der Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts am Montag im rbb-Inforadio mit Blick auf staatliche Investitionsanreize und Ausgabenpläne der Wirtschaft. Die Frage sei, ob dies wirklich nachhaltig sei. “Ist das jetzt nur ein Strohfeuer, das mit Staatsschulden finanziert wird, oder kommen da wirklich dauerhaft mehr Investitionen?” Die Ankündigungen der Großunternehmen seien “erst mal Werbung”.

Jens Boysen-Hogrefe, stellvertretender Leiter der Konjunkturforschung im Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), kritisierte, dass nur große Konzerne im Kanzleramt vertreten sind. “Zentral ist, dass der Staat den Impuls mitnimmt und sich weiter auf den Weg macht, die Standortqualität für Investitionen zu verbessern. Und vor allem auch gerade für Unternehmen, die nicht mit am Tisch sitzen”, sagte er dem Radio-Sender Bayern 2. “Natürlich geht es aus Sicht der Unternehmen um sehr viele Aufträge, die demnächst der Staat aushändigen wird angesichts der neuen Kreditmöglichkeiten.” Für den Standort Deutschland seien aber die vielen kleinen und mittleren Unternehmen wichtig, die nicht am Tisch säßen.

Zu den Initiatoren gehören nach eigenen Angaben der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, Siemens<SIEGn.DE>-Chef Roland Busch, der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, sowie Alexander Geiser, CEO der Finanz-PR-Agentur FGS Global. “Deutschland braucht ein neues Betriebssystem – ausgerichtet auf Wachstum, Technologie und Wettbewerbsfähigkeit”, erklärte Siemens-Chef Busch. Deutsche-Bank-Chef Sewing sprach mit Blick auf anstehende Beschlüsse der Regierung davon, dass Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen müssten. “Bei allen politischen Entscheidungen sollten wir darauf achten, dass sie Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit fördern”, forderte er. Öffentliche und private Mittel müssten bestmöglich kombiniert werden.

Zu den 61 Unternehmen, die der Initiative bisher beigetreten sind, gehören etwa auch die Allianz, Airbus, BMW, Deutsche Börse, Mercedes-Benz , Rheinmetall, SAP, Volkswagen, aber auch die US-Konzerne Nvidia, Blackrock und Blackstone.

(Bericht von Andreas Rinke und Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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