Mittelstand plant keine Investitionsoffensive nach Vorbild von “Made for Germany”

Berlin (Reuters) – Die von namhaften Konzernen getragene Investitionsoffensive “Made for Germany” wird von Mittelständlern begrüßt, die allerdings keinen eigenen Vorstoß planen.

“Eine ähnlich öffentlichkeitswirksame Initiative aus dem Mittelstand gibt es aktuell nicht – nicht aus mangelndem Engagement, sondern aufgrund struktureller Unterschiede”, sagte der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB), Marc Tenbieg, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. “Mittelständische Unternehmen verfügen über geringere Ressourcen, agieren dezentraler und sehen sich zunehmend mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert.”

Am Montag hatten 61 Unternehmen die Gründung der Initiative “Made for Germany” bekanntgegeben. Die Mitglieder wollen gemeinsam bis 2028 rund 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland investieren. Zu den Initiatoren gehören unter anderem der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, Siemens-Chef Roland Busch sowie der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner.

Tenbieg nannte die Initiative “ein willkommenes Signal für den Standort Deutschland”. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit könne der angekündigte Investitionsrahmen einen wichtigen Impuls setzen, um Vertrauen zu schaffen und Innovationen anzustoßen. “Davon profitiert die gesamte Wirtschaft”, sagte Tenbieg. “Gleichzeitig darf der Mittelstand dabei nicht aus dem Blick geraten.”

Dessen Investitionsleistung werde in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt – dabei investieren diese Unternehmen kontinuierlich und nachhaltig, mit langfristiger Verantwortung für ihre Beschäftigten, ihre Regionen und ihre Innovationskraft. Allein 2023 habe der deutsche Mittelstand rund 219 Milliarden Euro investiert. Während größere Mittelständler das Gesamtvolumen tragen würden, blieben viele kleinere Betriebe angesichts hoher Kosten, Finanzierungshürden, Fachkräftemangel und wachsender Bürokratie zurückhaltend.

“Die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung – wie verbesserte Abschreibungsbedingungen und die geplante Körperschaftsteuersenkung ab 2028 – sind erste wichtige Schritte”, sagte Tenbieg. Doch für eine spürbare und nachhaltige Stärkung des Mittelstands brauche es mehr: Bürokratieabbau, verlässliche Energiepreise, planbare Lohnkosten und gezielte Investitionen in eine leistungsfähige Infrastruktur. 

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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