Zollabkommen USA/Japan treibt Börsen an – Auto-Sektor stark

Frankfurt (Reuters) – Das Handelsabkommen mit Japan nährt die Hoffnung der Aktienanleger auf weitere Vereinbarungen im Zollstreit mit den USA.

Autoaktien haussierten am Mittwoch, während die Zahlen von SAP im Technologiesektor für lange Gesichter sorgten. Der Dax stieg bis zum Mittag um ein Prozent auf 24.250 Punkte, der EuroStoxx50 gewann 1,4 Prozent auf 5363 Zähler.

Anleger in Japan reagierten ausgesprochen positiv auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, dass Washington und Tokio ihren Zollstreit beigelegt haben. Der Nikkei-Index kletterte um 3,5 Prozent auf ein Ein-Jahres-Hoch. Japan wird künftig massiv in den USA investieren. Im Gegenzug verringern sich die Zölle für importierte Waren auf 15 statt der angedrohten 25 Prozent. Die noch in Verhandlungen stehende Europäische Union sei nun unter Zugzwang, sagte IG-Marktanalyst Christian Henke. “Der Japan-Deal zeigt, noch ist eine Einigung zwischen der EU und den USA möglich.” Die Anleger in Frankfurt hofften, dass Japans Deal eine Art Blaupause sein könne, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Ob die positiven Nachrichten für Europas Abschluss von Bedeutung sind, sei derzeit aber unklar, betonte Stratege Neil Wilson von Saxo Markets.

HOFFNUNG AUF MILDERE AUTO-ZÖLLE

Trotzdem orientierten sich Investoren an den kräftigen Kursgewinnen in Japan und kauften vor allem Autoaktien. In Tokio sprangen Toyota um knapp 15 Prozent an, hierzulande standen Porsche, Mercedes-Benz. BMW und VW mit Aufschlägen von vier bis acht Prozent an der Dax-Spitze. Der europäische Branchenindex stand mit einem Plus von 4,4 Prozent vor seinem größten Tagesgewinn seit Anfang Februar. “Dies ist das erste Zollabkommen der USA mit einem großen Automobilproduzenten”, fasste UBS-Analyst Patrick Hummel zusammen. Eine mögliche Lehre mit Blick auf die EU-Gespräche könnte sein, dass die US-Regierung nicht auf dem aktuellen Autozoll von 25 Prozent für große Automobil-Exporteure bestehe, aber auch nicht unter 15 Prozent sinken wolle. Bei Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union werden am Mittwoch EU-Vertreter zu Gesprächen in den USA erwartet.

Investoren in Europa griffen nach ermutigenden Ergebnissen des Lonza-Konzerns auch bei Pharmawerten zu. Die Schweizer hoben die Prognose für das Kerngeschäft der Arznei-Auftragsfertigung angesichts der guten Nachfrage an. Lonza-Aktien stiegen in Zürich um knapp fünf Prozent, der europäische Branchenindex zog um 2,1 Prozent an.

SAP RUTSCHEN NACH ZAHLEN AB – LONZA ÜBERZEUGEN

Bei den Quartalszahlen von SAP fanden Anleger indes ein Haar in der Suppe. Der Software-Konzern meldete am Dienstagabend nach Handelsschluss ein anhaltendes Wachstum des Cloud-Geschäfts, verzichtete aber auf die von einigen Anlegern erhoffte Anhebung des Gewinnziels für das Gesamtjahr. Die Papiere rutschten um 3,7 Prozent ab und waren größter Dax-Verlierer. “Das zukünftige Cloud-Geschäft blieb hinter den Erwartungen zurück, was dem Bericht einen negativen Beigeschmack verleiht”, sagte ein Händler. Der nur bekräftigte Ausblick vermittele zudem eine etwas vorsichtige Haltung. Enttäuschende Bestellungen setzten den Aktien von ASM International zu. Die Papiere des niederländischen Halbleiter-Ausrüsters rutschten in Amsterdam um bis zu 9,2 Prozent ab.

Im Chipsektor trübten zudem mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen des US-Konzerns Texas Instruments die Stimmung. Die Papiere brachen im vorbörslichen US-Geschäft um zwölf Prozent ein. Infineon gaben rund zwei Prozent nach. In den USA werden mit Alphabet und Tesla zwei der Marktschwergewichte ihre Zahlen veröffentlichen.

(Bericht von Anika Ross. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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