Madrid (Reuters) – Europas größter Versorger Iberdrola hat für seine internationalen Expansionspläne frisches Geld eingesammelt.
Die fünf Milliarden Euro aus der Kapitalerhöhung sollen unter anderem den Ausbau des Geschäfts in Großbritannien und den USA finanzieren, teilte der spanische Konzern am Mittwoch mit. Diese beiden Märkte böten “nie dagewesene Investitionsmöglichkeiten”, betonte Firmenchef Ignacio Sanchez Galan in einer Telefonkonferenz.
Iberdrola will seine jährlichen Investitionen auf 15 von zwölf Milliarden Euro erhöhen. Innerhalb der kommenden sechs Jahre sollen insgesamt etwa 55 Milliarden Euro in den Ausbau von Stromnetzen fließen. Hiervon entfielen etwa 80 Prozent auf Großbritannien und die USA. Damit nimmt das Unternehmen etwa 75 Prozent mehr Geld in die Hand als in den vergangenen sechs Jahren. Durch die Investitionen soll der Wert der Stromnetze, deren Renditen durch Regulierung garantiert sind, bis 2031 auf über 90 Milliarden Euro steigen.
Die Bedeutung des Heimatmarktes für das Netzgeschäft des spanischen Konzerns wird durch die internationale Ausrichtung deutlich sinken. Die neue Strategie gilt als Reaktion auf geplante Änderungen der Netzentgelte in Spanien. Die Vorschläge der Behörden liegen unter den Erwartungen der Unternehmen. Sie seien “ein klares negatives Signal an den Markt”, sagte Galan. Andere spanische Versorger warnten, dass dem Land wichtige Investitionen in die Netze entgehen könnten.
NEUE IBERDROLA-PAPIERE STARK GEFRAGT
Iberdrola platzierte den Angaben zufolge etwa 331 Millionen neue Anteilsscheine zum Preis von je 15,15 Euro bei Bestandsinvestoren und neuen Aktionären. Die Nachfrage habe das Angebot um fast das Vierfache übertroffen. Der Ausgabepreis lag 4,7 Prozent unter dem Schlusskurs vom Dienstag. Am Mittwoch fielen die Iberdrola-Aktien, deren Handel wegen der Kapitalerhöhung zeitweise ausgesetzt war, an der Börse Madrid um gut vier Prozent auf 15,24 Euro. Weitere Kapitalerhöhungen seien bis Ende des Jahrzehnts nicht geplant, betonte Galan.
Iberdrola teilte am Mittwoch außerdem mit, dass der Nettogewinn im ersten Halbjahr um 14 Prozent auf 3,56 Milliarden Euro geschrumpft sei. Allerdings sei das Ergebnis des Vorjahreszeitraums durch den Verkauf von Erdgasanlagen in Mexiko verzerrt worden.
(Bericht von Pietro Lombardi, geschrieben von Hakan Ersen und Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)