Washington (Reuters) – Die US-Regierung hat laut Finanzminister Scott Bessent keine Eile bei der Suche nach einem Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell.
Entsprechend äußerte er sich am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg TV. Bessent sagte, er treffe sich weiter regelmäßig mit Powell. US-Präsident Donald Trump hatte seine Angriffe auf den Zentralbank-Chef jüngst erneuert und einer weiteren Amtszeit eine Absage erteilt. “Ich finde, er hat schlechte Arbeit geleistet, aber er wird ziemlich bald weg sein. In acht Monaten wird er weg sein”, sagte Trump am Dienstag vor der Presse. Das wäre Mitte März 2026, Powells Amtszeit endet jedoch erst im Mai 2026.
Warum Trump diesen Zeitrahmen wählte oder ob er bewusst oder unbewusst auf einen falschen Monat abzielte, ist unklar. Powell hat trotz der ständigen Kritik des US-Präsidenten wiederholt erklärt, nicht früher aus dem Amt scheiden zu wollen.
Bessent selbst hatte zudem erst vor rund einer Woche den Eindruck vermittelt, die Regierung drücke bei dem Thema aufs Tempo. Bessent hatte “Bloomberg” gesagt, die Suche nach einem Nachfolger laufe und es gebe viele hervorragende Kandidaten. “Und wir werden sehen, wie schnell es vorangeht.” Trump hat gesagt, er habe drei oder vier Personen als Nachfolger Powells im Sinn. Für den Posten wird Bessent ebenso gehandelt wie Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett. Einige Analysten sehen in der ungewöhnlich früh angestoßenen Nachfolge-Diskussion den Versuch, die Geldpolitik bereits lange vor Ende von Powells Amtszeit durch einen “Schatten-Notenbankchef” zu beeinflussen.
Vor wenigen Tagen hatte ein Medienbericht über eine angeblich bevorstehende Entlassung Powells die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Trump wies die Meldung zwar als falsch zurück, bestätigte jedoch, mit Abgeordneten über eine Ablösung des Notenbankchefs gesprochen zu haben. Inzwischen kritisieren Trump oder Mitarbeiter aus seinem Umfeld Powell nahezu täglich.
Nach US-Recht kann der Präsident den Fed-Chef nicht wegen eines Streits über die Zinspolitik entlassen. Als etwaiger Anlass gilt ein Streit über Kostenüberschreitungen bei der Renovierung der in die Jahre gekommenen Fed-Zentrale in Washington. Die US-Regierung wirft der Notenbank Misswirtschaft vor. Bessent nannte in dem Interview die Möglichkeit, dass auch eine unabhängige Kommission die Vorwürfe untersuchen könne.
(Bericht von Susan Heavey und Bhargav Acharya; geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)