Düsseldorf (Reuters) – Die Deutsche Bank hat den Gewinn im zweiten Quartal überraschend kräftig gesteigert und damit die Anleger überzeugt.
Deutschlands größtes Bankhaus verdiente unter dem Strich und nach Minderheiten 1,49 Milliarden Euro, wie es am Donnerstag mitteilte. Im Vorjahr hatte eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die Postbank noch für einen Verlust von 143 Millionen Euro gesorgt. Die Erträge legten um drei Prozent auf rund 7,8 Milliarden Euro zu. Beide Kennziffern übertrafen die Erwartungen der Analysten, die im Mittel mit einem Gewinn von rund 1,2 Milliarden Euro und Erträgen von 7,66 Milliarden Euro gerechnet hatten. In der Spitze legten die Deutsche-Bank-Aktien um sieben Prozent zu und erreichten mit 28,275 Euro ein neues Jahreshoch. Sie waren die größten Gewinner im Dax.
“Unser Geschäft ist widerstandsfähig und diversifiziert, wir verfügen über eine solide Kapitalbasis und haben nun das Stadium eines nachhaltigen Wachstums erreicht”, sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Im ersten Halbjahr habe die Deutsche Bank den höchsten Gewinn seit 2007 erzielt. “Damit sind wir auf Kurs, unsere Ziele für 2025 zu erreichen.” Davon sollen auch die Anteilseigner profitieren: “(Wir) wollen die Kapitalausschüttungen an die Aktionäre über 2025 hinaus weiter steigern.”
Deutschlands größtes Geldhaus strebt für dieses Jahr eine Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent und eine Aufwand-Ertrags-Relation von weniger als 65 Prozent an. Im Quartal kam das Geldhaus auf eine Eigenkapitalrendite von 10,1 Prozent und wies eine Aufwand-Ertrags-Relation von 63,6 Prozent aus. Im ersten Quartal hatte diese noch bei besseren 61,2 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Die kleinere Commerzbank peilt für 2025 eine Aufwand-Ertragsquote von rund 57 Prozent an. Die Erträge sollen bei rund 32 Milliarden Euro liegen – dieses Ziel könne wohl voraussichtlich trotz des Gegenwinds durch den schwachen Dollar erreicht werden, sagte Finanzchef James von Moltke.
In den Konzernbereichen ergab sich ein gemischtes Bild. Die Unternehmensbank verbuchte ein leichtes Minus der Erträge von einem Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Hier zeigte sich das Geldhaus für das Gesamtjahr auch weniger optimistisch: Die Erträge würden im Gesamtjahr wohl stagnieren – zuvor war noch ein leichter Anstieg in Aussicht gestellt worden. Zugleich arbeitete die Sparte im Quartal aber profitabler. Die höchsten Erträge erzielte mit 2,7 Milliarden Euro einmal mehr die Investmentbank. Der Gewinn vor Steuern stieg hier gleichzeitig rasant um elf Prozent auf 826 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung konnte die Bank ebenfalls deutlich zulegen – der Gewinn vor Steuern kletterte dort um 41 Prozent auf 225 Millionen Euro in die Höhe. Die Fondstochter DWS reduzierte ihre Kosten im zweiten Quartal und erzielte damit trotz einer Zurückhaltung der Kunden ihren zweithöchsten Quartalsgewinn in der Firmengeschichte.
WACHSENDES INTERESSE AN DEUTSCHLAND UND EUROPA
Sewing, dessen Vertrag Ende März vorzeitig bis April 2029 verlängert worden war, will sich nicht auf den Zuwächsen ausruhen. Anfang des Jahres hatte er das Programm “Deutsche Bank 3.0” angekündigt, mit dem der deutsche Branchenprimus weiter auf Gewinn und Wachstum getrimmt werden soll. “Wir arbeiten aktuell an unserer Strategie für die Zeit nach 2025”, schrieb der Manager in einem Brief an die Mitarbeiter. “Wir wollen noch fokussierter, effizienter und schlagkräftiger werden.” Einen Platz für die von der Unicredit umworbene Commerzbank wird es dabei nicht unter dem Dach der Deutschen Bank geben. Man arbeite lieber an der Umsetzung der eigenen Strategie, betonte von Moltke erneut: “Daran hat sich nichts geändert.” Die Commerzbank setzt auf Eigenständigkeit und hatte das Vorgehen der Italiener scharf kritisiert. Sie legt am 6. August Quartalszahlen vor.
Auch die Konkurrenz aus Übersee hatte im Quartal deutliche Gewinnzuwächse verbucht. Florierende Handelsgeschäfte und Zuwächse im Investment-Banking hatten vielen US-Großbanken Rückenwind gegeben. Dazu trugen auch die schwankenden Börsen bei, in denen sich die Unsicherheit wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump widerspiegelte. “Die Diskussionen rund um Zölle und die globalen Handelsbeziehungen verunsichern die Märkte weltweit”, schrieb Sewing. Dies bringe aber auch Chancen für die Deutsche Bank: “So sehen wir in Folge der globalen Verschiebungen ein wachsendes Interesse unserer Kunden an Deutschland und Europa.” Sewing ist einer der Treiber der Initiative “Made for Germany”, die von 61 Unternehmen gegründet wurde und Investitionen in den Standort Deutschland anregen will.
(Bericht von Tom Sims und Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)