Berlin (Reuters) – Die Wirtschaft im Euroraum ist einer Umfrage zufolge trotz des ungelösten Zollkonflikts mit den USA besser als erwartet in die zweite Jahreshälfte gestartet.
Der Einkaufsmanagerindex stieg im Juli um 0,4 auf 51,0 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der beste Wert seit knapp einem Jahr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Anstieg auf 50,8 Punkte erwartet. Das von Investoren stark beachtete Barometer liegt damit den siebten Monat in Folge über der Marke von 50, ab der ein Wachstum signalisiert wird.
“Ganz allmählich scheint die Konjunktur in der Euro-Zone wieder Fuß zu fassen”, sagte der Chefvolkswirt des Umfragesponsors Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Besonders bei den Dienstleistern lief es besser: Hier kletterte das Barometer von 50,5 auf 51,2 Punkte nach oben und erreichte damit den besten Wert seit einem halben Jahr. Auch die Industrie hat wieder Wachstum vor Augen: Hier legte der Index von 49,5 auf 49,8 Punkte zu, der beste Wert seit drei Jahren.
DEUTSCHLAND WÄCHST ERNEUT LEICHT
Auf Länderebene liefen die Entwicklungen auseinander. Deutschlands Wirtschaftsleistung stieg den zweiten Monat in Folge, wenn auch erneut nur geringfügig. Mit 50,3 Punkten nach 50,4 im Juni notierte das Barometer etwas niedriger, hielt sich aber über der 50er Marke. “In den kommenden Monaten dürfte die Nachfrage aus dem Ausland weiter zunehmen, denn die Exportaufträge sind erneut gestiegen”, sagte de la Rubia. Frankreich schrumpfte dagegen erneut. “In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern ging es solide aufwärts, hier wuchs die Wirtschaft so stark wie zuletzt im Februar”, fand S&P Global heraus.
Wie ein Damoklesschwert hängt der Zollstreit mit den USA über der Konjunktur in Europa. US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich gedroht, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von zehn Prozent auf Importe aus der EU in Kraft treten sollen. Die EU hofft jedoch weiter auf eine Verhandlungslösung, ohne die den Exporteuren ein Rückschlag auf dem wichtigen US-Markt droht.
In den vergangenen Monaten fiel die Beurteilung der Unternehmen zur Auftragsentwicklung aus dem Ausland trotz des Handelskonfliktes deutlich besser aus. “Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass auch im Ausland die Leitzinsen gesenkt wurden und dort mehr investiert wird”, sagte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. “Davon profitieren wiederum Exporteure aus dem Euroraum.”
Der Anstieg der Einkaufspreise schwächte sich in der Euro-Zone ab und fiel geringer aus als im langjährigen Mittel. Die Verkaufspreise legten moderat zu. “Das sind gute Nachrichten für die EZB”, sagte de la Rubia. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Inflation zunächst mit Zinserhöhungen bekämpft, im vergangenen Jahr aber die Trendwende eingeleitet und den Leitzins achtmal gesenkt.
(Bericht von Rene Wagner und Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)