Istanbul (Reuters) – Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins angesichts der nachlassenden Inflation gesenkt.
Er werde von 46 auf 43 Prozent gedrückt, wie die Währungshüter am Donnerstag mitteilten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur eine Absenkung auf 43,5 Prozent erwartet.
Nachdem die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu im März einen starken Ausverkauf türkischer Vermögenswerte ausgelöst hatte, hielt die Zentralbank mit einer Leitzinserhöhung von 42,5 auf 46 Prozent dagegen. Nun kehrte sie auf den im Dezember 2024 eingeschlagenen Lockerungskurs zurück und signalisierte zugleich weitere Senkungen. “Die Höhe der Zinsschritte wird von Sitzung zu Sitzung umsichtig und mit Fokus auf die Inflationsaussichten überprüft”, hieß es nach der geldpolitischen Entscheidung. Die Währungshüter schoben aber auch eine Warnung hinterher: “Sollte eine erhebliche und anhaltende Verschlechterung der Inflation absehbar sein, werden alle geldpolitischen Instrumente wirksam eingesetzt.”
In der Türkei gelten die rasant steigenden Preise als ein Hauptproblem der Wirtschaft. Im Juni lag die Teuerungsrate bei rund 35 Prozent. Noch zu Beginn des vergangenen Jahres betrug sie rund 75 Prozent. Zum Vergleich: Die Notenbank strebt eine Inflationsrate von fünf Prozent an. Mit höheren Zinsen kann sie die Nachfrage dämpfen, was die Inflation drücken kann. Höhere Zinsen lassen eine Währung zudem tendenziell aufwerten, wodurch Importe günstiger werden. Auch das bremst die Teuerung.
Analysten der US-Großbank Morgan Stanley gehen davon aus, dass die türkische Zentralbank ihren Leitzins in diesem Jahr noch dreimal senken wird. Er soll am Jahresende bei 36 Prozent liegen. Für Unternehmen wäre das eine gute Nachricht: Sie können sich dann deutlich günstiger Geld leihen, etwa für Investitionen.
(Bericht von Ezgi Erkoyun und Ece Toksabay, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)