Maue Autobilanzen drücken Börsen – Puma mit Kurssturz

Frankfurt (Reuters) – Überraschend schwache Geschäftszahlen wichtiger Unternehmen belasten zum Wochenschluss die Börsen in Europa.

Der Dax notierte am Freitag gegen Mittag gut ein halbes Prozent tiefer bei 24.141 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 0,2 Prozent auf 5343 Zähler nach. “Wie erwartet spielt das Zollthema in der laufenden Berichtssaison eine große Rolle”, konstatierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

Am stärksten nach unten ging es für den europäischen Automobilsektor. Unter Druck setzte den Branchenindex unter anderem ein Kursrutsch um 6,4 Prozent bei Valeo. Der französische Autozulieferer hatte wegen negativer Währungseffekte seine Umsatzprognose für das laufende Jahr gesenkt. Unter die Räder gerieten auch die Titel von Traton. Die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter rechnet 2025 angesichts der schwächelnden Konjunktur und der US-Zölle allenfalls mit einem stagnierenden Absatz und Umsatz.

Zu den größten Verlierern zählte auch Puma. Die Titel sackten um 16,7 Prozent ab und waren damit Schlusslicht im breit gestreuten europäischen Stoxx-600-Index. Ein Händler nannte die vorläufigen Zahlen des fränkischen Sportartikelkonzerns für das zweite Quartal “desaströs”. Zudem korrigierte der neue Puma-Chef Arthur Hoeld die Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr drastisch nach unten.

VW DREHT INS PLUS – CARREFOUR MIT KURSSPRUNG

Die Aktien von Volkswagen drehten indes ins Plus und gewannen fast 3,5 Prozent, nachdem sie nach überraschend schwachen Quartalszahlen um bis zu drei Prozent abgebröckelt waren. Pal Skirta, Analyst beim Bankhaus Metzler, führte die Kurserholung auf ermutigende Aussagen des Managements während der Konferenz zurück. Positiv für die Aktie sei etwa die Annahme, dass die Performance der Marken Porsche und Audi 2025 ihren Tiefpunkt erreichen dürfte. “Das deutet auf etwas Erholung im Jahr 2026 hin.”

Gefragt waren auch die Aktien des französischen Einzelhandelsriesen Carrefour. Die Titel der Supermarktkette sprangen um 7,5 Prozent nach oben und sind damit die größten Gewinner im Pariser Leitindex Cac 40. Der bereinigte Umsatz des Konzerns im zweiten Quartal übertraf dank Rabatten und Preissenkungen die Erwartungen der Analysten.

Die Anleger griffen auch bei Remy Cointreau zu. Der französische Spirituosenhersteller erzielte im abgelaufenen Quartal dank nachlassender Zollsorgen erstmals seit Anfang 2023 wieder ein Umsatzwachstum. China hatte 2024 hohe Zölle auf Cognac-Importe verhängt, diese aber im Juli im Rahmen einer Branchenvereinbarung wieder gesenkt. Die Papiere stiegen nach Vorlage der Zahlen um 5,5 Prozent.

WARTEN AUF US-EU-ZOLLDEAL

Im Fokus standen zudem die Zollgespräche der USA mit der Europäischen Union. Experten zeigten sich vorsichtig. “Es ist klar, dass ein Handelsdeal mit den USA, sofern er denn zustande kommt, nicht überaus vorteilhaft für die Volkswirtschaften der EU ausfallen wird”, sagte etwa Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Die eher positive Reaktion der Börsen ist an sich nur mit der Hoffnung auf baldige Gewissheit zu erklären. Ein Zoll von mindestens 15 Prozent wird viele exportorientierte Unternehmen hart treffen.”

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen ist indes so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juli trotz des ungelösten Zollstreits mit den USA um 0,2 auf 88,6 Punkte. Ökonomen hatten jedoch einen kräftigeren Anstieg auf 89,0 Punkte erwartet. “Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft bleibt blutleer”, kommentierte Ifo-Chef Clemens Fuest. Dennoch zeigt das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer seit Monaten einen stetigen Aufwärtstrend – gestützt vor allem durch angekündigte Milliardeninvestitionen der Bundesregierung.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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