(Neu: Reaktionen der Unternehmen, Details)
Berlin (Reuters) – Die Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union ist von der Automobilindustrie mit Zurückhaltung aufgenommen worden.
Der reduzierte Importzoll bringe im Vergleich zum Status quo eine Erleichterung für die deutsche Autoindustrie, erklärte Mercedes-Benz am Montag. Der Deal sei ein wichtiger erster Schritt, dem nun weitere folgen müssten. Entscheidend sei, dass nun die konkrete Umsetzung folge und zügig in Kraft trete. Volkswagen begrüßte die mit der Einigung verbundene Planungssicherheit. “Sobald uns die genauen Inhalte der Vereinbarung vorliegen, werden wir diese sorgfältig prüfen und bewerten.” Viele Details des Deals sind eben noch unklar.
Ambivalent äußerte sich auch Hildegard Müller, Präsidentin des Branchenverbands VDA: Es sei grundsätzlich gut, dass eine Eskalation des Handelskonflikts vermieden werden konnte. “Klar ist aber auch: Der Zollsatz der USA in Höhe von 15 Prozent auch für automobile Produkte wird die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten und belastet sie inmitten der Transformation.” EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump hatten sich am Sonntag auf US-Einfuhrzölle von 15 Prozent verständigt, die auch für Autos gelten sollen. Derzeit liegt der Zollsatz für Auto-Einfuhren in die USA bei 27,5 Prozent. Zu Beginn des Zollkriegs hatte er allerdings bei nur 2,5 Prozent gelegen. VW-Chef Oliver Blume hatte am Freitag einen Zollsatz von 15 Prozent noch als zu hoch für sein Unternehmen bezeichnet.
US-ZÖLLE KOSTEN AUDI IM ERSTEN HALBJAHR MILLIARDEN
Die VW-Töchter Audi und Porsche sind in ihrem US-Geschäft vollständig auf Importe angewiesen, weil sie nicht über eine eigene Fertigung in den USA verfügen. Allein im ersten Halbjahr schlugen die US-Zölle bei Audi mit 600 Millionen Dollar zu Buche. Bislang habe das Unternehmen die Preise in den USA nicht erhöht, sagte Finanzchef Jürgen Rittersberger. Das dürfte sich aber ändern: Sein Unternehmen prüfe gerade verschiedene Szenarien. Wichtig für Audi sei, dass es eine Einigung zwischen den USA und Mexiko gebe. Das Unternehmen importiert den US-Bestseller Q5 von seinem Werk in Mexiko. Das Nachbarland im Süden der USA ist ein wichtiger Standort für viele Zulieferer.
Volkswagen strebt eigentlich eine eigene Einigung mit den USA an: Im Gegenzug zu Investitionen hofften die Wolfsburger auf ein Entgegenkommen bei den Zöllen. Ob ein solcher Deal nun noch möglich ist, ist unklar. Blume hatte zuletzt von “sehr konstruktiven Gesprächen” mit dem US-Handelsministerium gesprochen. Der Konzern habe ein “sehr attraktives Investmentpaket”, das in den USA umgesetzt werden könne. Darunter befindet sich möglicherweise ein Audi-Werk, in dem nach den Worten von Audi-Chef Gernot Döllner auch für den Weltmarkt produziert werden könnte. Von der Leyen hatte Trump unter anderem Investitionen europäischer Firmen in den USA im Volumen von 600 Milliarden Dollar angeboten. Es gibt aber noch viele Fragen zu den Details.
Im Gegenzug für das Entgegenkommen bei den Zöllen sollen die Zölle für US-Autos in der EU in einem ersten Schritt auf 2,5 Prozent reduziert werden, wie es aus EU-Kreisen hieß. “Wir sind bereit, hier auch auf Null zu gehen.” Davon profitieren vor allem BMW und Mercedes-Benz, die in ihren Werken im Süden der USA verschiedene SUV-Modelle für den Weltmarkt produzieren und einen großen Teil davon nach Europa exportieren. Um dieses Geschäft nicht zu gefährden, hatten sich die beiden Unternehmen in den vergangenen Monaten für einen Mechanismus ausgesprochen, bei dem Importe und Exporte gegeneinander verrechnet werden.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)