Seattle/München (Reuters) – Der in Turbulenzen geratene US-Flugzeugbauer Boeing hat dank steigender Auslieferungszahlen den Verlust eingedämmt und will die Produktion seines Verkaufsschlagers 737 MAX bald wieder hochfahren.
Im zweiten Quartal hat sich der Nettoverlust auf 612 Millionen (2024: 1,44 Milliarden) Dollar mehr als halbiert, wie der Airbus-Rivale am Dienstag mitteilte. Von April bis Juni seien 150 Verkehrsflugzeuge gebaut worden, ein Jahr zuvor waren es nur 92. Der Konzernumsatz schnellte um 35 Prozent auf 22,75 Milliarden Dollar. Es sei gelungen, das operative Geschäft zu stabilisieren, schrieb Vorstandschef Kelly Ortberg in einem Brief an die Belegschaft. “Wir bewegen uns in die richtige Richtung – und schneller als ich gedacht habe.”
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hatte die Produktion des Verkaufsschlagers Boeing 737 MAX nach Qualitätsproblemen auf 38 Exemplare im Monat limitiert. Im ersten Halbjahr lieferte Boeing 206 davon aus. Ortberg will bei der FAA noch in diesem Jahr eine Erhöhung auf 42 pro Monat beantragen, “wenn die Kennzahlen zeigen, dass wir bereit sind”, wie er an die Mitarbeiter schrieb. Zum Vergleich: Airbus nimmt für den vergleichbaren A321 bereits 75 Maschinen pro Monat ins Visier, wenn die Zulieferer mitspielen.
Im Mai wurden erstmals wieder 38 Boeing 737 MAX gebaut, so viele wie zurzeit maximal erlaubt sind. Die Produktion des Langstrecken-Modells Boeing 787 sei im zweiten Quartal von fünf auf sieben pro Monat erhöht worden, erklärte der Konzern. Krisen wie Verzögerungen in der Produktion und Lieferschwierigkeiten sowie Streiks hatten Boeings Schuldenberg anschwellen lassen und im vergangenen Jahr zu einem Verlust von zwölf Milliarden Dollar geführt.
Der Umsatz fiel höher und der Verlust deutlich geringer aus als von Analysten erwartet. Der operative Verlust pro Aktie lag bei 1,24 Dollar, die Expertenprognosen hatten 1,48 Dollar erwarten lassen. Das ließ die Boeing-Aktie vorbörslich um 2,5 Prozent steigen. Gleichzeitig verbrannte Boeing deutlich weniger Geld: 200 Millionen Dollar flossen im Quartal ab, Analysten hatten 1,72 Milliarden geschätzt. Ortberg sagte im Fernsehsender CNBC, er rechne für das vierte Quartal mit einem positiven Cash-flow.
(Bericht von Dan Catchpole und Shivansh Tiwary. Geschrieben von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)