Turnberry/Berlin (Reuters) – Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich für eine engere Zusammenarbeit mit den USA bei kleinen modularen Atomreaktoren ausgesprochen.
“Je enger wir in diesem Bereich zusammenarbeiten können, desto besser”, sagte Starmer am Montag bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in dessen schottischem Golf-Resort. Trump zeigte sich offen für den Vorschlag. “Wir machen kleinere und größere, aber das Kleine ist interessant”, sagte er Reportern in Turnberry. Trump erklärte, solche sogenannten SMR (Small Modular Reactors) könnten mit deutlich geringeren Investitionen verbunden sein. Die USA würden die Option prüfen.
Die britische Regierung hatte im vergangenen Monat den heimischen Industriekonzern Rolls-Royce für den Bau der ersten SMR des Landes ausgewählt. Sie sagte 2,5 Milliarden Pfund (2,88 Milliarden Euro) zu, um die Entwicklung anzukurbeln. Trump sagte diesbezüglich, dass das Unternehmen zunächst eine kleine, sehr einfache und sehr sichere Anlage baue. Wenn mehr Leistung benötigt werde, könne einfach eine weitere Anlage angeschlossen werden, anstatt ein milliardenschweres Projekt auf die Beine zu stellen.
Von der Entwicklung könnte auch Siemens Energy profitieren. Der Energietechnikkonzern hatte im Februar mit Rolls-Royce eine Vereinbarung zur Entwicklung von Mini-Atomkraftwerken geschlossen. Ziel dieser Vereinbarung ist es früheren Angaben zufolge, dass Siemens Energy alleiniger Lieferant für die “Turbine Island” werde, dem nicht-nuklearen Teil des Kraftwerks. Dies umfasse Dampfturbinen, Generatoren und weitere Hilfssysteme für die geplanten modularen Kernkraftwerke der Generation 3+ des britischen Herstellers. Ein endgültiger Vertrag mit allen Details soll bis Ende 2025 unterzeichnet werden.
Wegen des enormen Strombedarfs von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) suchen Techfirmen wie etwa Cloud-Anbieter dringend nach zusätzlichen Stromquellen. Einige wenden sich daher der Atomenergie zu, die praktisch keine Treibhausgase erzeugt. SMR werden in Fabriken vormontiert und sollen daher billiger sein als konventionelle Atomkraftwerke. Kritiker bemängeln allerdings, dass die Kosten im Vergleich zum Nutzen immer noch zu hoch seien. Außerdem gebe es in den USA noch kein Endlager für radioaktiven Abfall. Bislang ist in den USA kein einziger SMR in Betrieb. Die Firma NuScale, die bislang als einzige eine Genehmigung für den Bau solcher Reaktoren besitzt, hatte ein Pilotprojekt unter anderem wegen gestiegener Kosten im vergangenen Jahr eingestellt.
Dennoch wollen einige US-Techkonzerne zukünftig auf die neuartigen Atomreaktoren setzen. Dazu zählen etwa die Alphabet-Tochter Google und Amazon. Laut Schätzungen von Goldman Sachs wird sich der Stromverbrauch von US-Rechenzentren zwischen 2023 und 2030 voraussichtlich etwa verdreifachen und dürfte rund 47 Gigawatt neuer Erzeugungskapazität erfordern.
(Bericht von Sam Tabahriti, William James, Andrew MacAskill, Andrea Shalal und Philipp Krach; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)