Europas Börsen stagnieren vor Fed-Entscheid – Adidas fallen

Frankfurt (Reuters) – Inmitten einer Flut von Firmenbilanzen und in Erwartung des US-Zinsentscheids fahren die Anleger am europäischen Aktienmarkt auf Sicht.

Dax und EuroStoxx50 traten am Mittwochvormittag mehr oder weniger auf der Stelle bei 24.211 und 5383 Punkten. Die Aussicht auf höhere Zölle macht den Börsen weiter zu schaffen. “Deutsche Vorzeigeunternehmen wie Mercedes-Benz, Porsche, Volkswagen und BASF melden der Reihe nach bereits deutliche Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Da sind die 15 Prozent Zoll aus dem Handelsdeal mit den USA aber noch gar nicht eingerechnet”, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.

Der Zolldeal der EU mit den USA bringe für viele exportorientierte Unternehmen zwar mehr Planungssicherheit, jedoch keine Trendwende, sagte Marc Decker, Co-Leiter Aktien bei Quintet. “Hohe Kosten, ein komplexes regulatorisches Umfeld und geopolitische Spannungen belasten die Ertragslage weiterhin.”

AUTOGEWINNE BRECHEN EIN – ADIDAS-PROGNOSE ENTTÄUSCHT

Im Autosektor verbuchte Mercedes-Benz einen Gewinneinbruch, die Aktien gaben 1,4 Prozent nach. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche kappte seine Prognose zum zweiten Mal binnen weniger Monate. Den Analysten von Jefferies zufolge kam das aber nicht überraschend. Die Aktien stiegen um rund drei Prozent.

Hingegen rutschten die Papiere von Adidas mit einem Abschlag von zeitweise acht Prozent ans Dax-Ende. Der Betriebsgewinn sei stark ausgefallen, während die Umsatzentwicklung insbesondere aufgrund des schwachen US-Dollars enttäuscht habe, urteilten die Analysten von Raiffeisen Research. Zudem hätten Marktteilnehmer auf eine Anhebung der Gewinnprognose gehofft, hieß es bei Baader Helvea. In London gaben die Aktien des britischen Mitbewerbers JD Sports um rund zwei Prozent nach.

UBS UND SIEMENS HEALTHINEERS GLÄNZEN

Im Bankensektor stachen die Titel von HSBC mit einem Kursverlust von mehr als vier Prozent hervor. Wegen Abschreibungen auf eine Beteiligung in China und einer steigenden Risikovorsorge ist der Gewinn der britischen Großbank im ersten Halbjahr eingebrochen. Die Schweizer UBS hat im zweiten Quartal dank eines florierenden Wertpapierhandels hingegen überraschend gut abgeschnitten. Die Aktie gewannen in Zürich mehr als ein Prozent.

Ein angehobener Ausblick und besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen bei Siemens Healthineers lockten die Anleger ebenfalls an. Die Aktien des Medizintechnikunternehmens kletterten um mehr als zwei Prozent. Das Rüstungsunternehmen BAE Systems konnte trotz einer Anhebung seiner Jahresgewinnprognose nicht punkten. Die Papiere fielen um 1,7 Prozent. Analysten von Jefferies erklärten, der unveränderte Ausblick für das Ergebnis je Aktie könne Anleger enttäuschen.

ANLEGER WARTEN AUF FED-SITZUNG UND US-MEGA-TECHS

Neben den Unternehmenszahlen standen Daten zur Wirtschaftsleistung im Fokus. In Deutschland schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni wie von Ökonomen erwartet um 0,1 Prozent zum Vorquartal. In der Euro-Zone gab es hingegen ein leichtes Wachstum. Der Euro stand 0,1 Prozent höher bei 1,1558 Dollar. Am Nachmittag stehen zudem die US-Daten an. Nach einer Talfahrt zu Jahresbeginn dürfte sich die US-Wirtschaft mit einem kräftigen Wachstum zurückmelden.

Weitere Impulse für die Aktienmärkte könnten am Abend von der Sitzung der US-Notenbank Fed ausgehen. Sie dürfte trotz ständiger Rufe des US-Präsidenten nach Zinssenkungen die geldpolitischen Zügel nicht lockern und abwarten, wie sich die US-Zollpolitik auf Inflation und Arbeitsmarkt auswirkt. Den Schlüsselsatz im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent haben die Notenbanker um Chef Jerome Powell dieses Jahr noch nicht angetastet. Anleger warten auch auf die Geschäftszahlen der US-Technologieriesen Microsoft und Meta.”Die US-Berichtssaison ist bisher solide verlaufen, aber diese Mega-Konzerne müssen herausragende Ergebnisse liefern und alle Erwartungen übertreffen, da die Messlatte deutlich höher gelegt wurde”, sagte Experte Chris Weston von Pepperstone.

(Bericht von Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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